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Söders Strategie verstehe, wer will: Sticheln gegen Laschet hilft nicht

Söders Strategie geht nicht auf. Will er die CSU in Bayern retten, muss er einen anderen Kurs einschlagen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Markus Söder ist immer noch ein Thema – aber nicht ganz so, wie es ihm lieb sein wird. Da hat der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen den Kanzlerkandidaten der Union, Armin Laschet, gestichelt, dass es wirkte, als könne er es einfach nicht lassen. Manchen hat’s gefallen. Doch inzwischen erntet Söder dafür zunehmend weniger Beifall. Und er merkt es.

Zunächst daran: Laut Umfrage stürzt die CSU ab, kommt in Bayern auf nur noch 36 Prozent. Das ist nach diesen Wochen nahezu ein Misstrauensvotum. Dazu wird Söder in Bayern und bayerischen Zeitungen kritisiert, was auch nicht alle Tage passiert. Seine Koalitionspartner, die Freien Wähler, mucken auch auf, haben sogar Verfassungsbeschwerde gegen eine Corona-Politik eingelegt, die Söder ausdrücklich fordert und unterstützt.

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Und zu alledem muss er dann noch Ungemach aus bevorstehenden Aussagen von Alfred Sauter befürchten, der bisherigen Grauen Eminenz der CSU. Dass derweil in der CDU die Rufe nach Geschlossenheit lauter werden, ist kein Wunder.

Diese Rufe kommen aus der gemeinsamen Parlamentariergruppe in Brüssel wie aus dem Kabinett in Berlin. Aber auch in München ermannen sich die ersten: So hat beispielsweise der Chef der Mittelstandsunion, der CSU-Landtagsabgeordnete Franz-Josef Pschierer, im „Münchner Merkur“ erklärt, er könne „dieses Nachtreten gegen Armin Laschet nicht verstehen“. Das helfe nur den Grünen.

Pschierer fügte außerdem hinzu, was Söder nun so ganz und gar nicht gefallen wird. Dabei hatte Söder ihn 2018 zum Wirtschaftsminister gemacht, bis die Freien Wähler nach der Wahl das Amt für sich beanspruchten.

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„Ich bin überzeugt davon, dass Armin Laschet und Friedrich Merz im Team gerade bürgerliche Wähler, die unentschlossen sind, motivieren können. Laschet regiert das bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands, Nordrhein-Westfalen, um ein Vielfaches besser als alle seine sozialdemokratischen Vorgängerinnen und Vorgänger. Ich glaube jedenfalls, dass die Kanzlerkandidatin der Grünen derzeit massiv überschätzt und Laschet eher unterschätzt wird.“

Söders Strategie „verstehe, wer will. Ich verstehe sie jedenfalls nicht“. Dem scheint bisher gereicht zu haben, dass er seine Strategie versteht. Und sie ungestört verfolgen kann. Nun aber besteht die Gefahr, dass Söder sich dieser Art Selbstgewissheit doch wieder unbeliebter macht. Angeeckt ist er ja schon.

Tafelrunden mit möglichen Spendern

Auch vor dem Hintergrund wird zumal in interessierten Kreisen der CDU ganz genau beobachtet, wie sich der Fall Sauter noch entwickelt. Denn der kann gefährlich werden. Alfred Sauter aus dem bayerischen Schwaben: Seit Jahrzehnten ist er in der CSU ungewöhnlich einflussreich. Ehemals Justizminister, hat er auch zu Söder sehr guten Kontakt, mindestens gehabt, schon zu dessen Zeiten als Finanzminister.

Sauter – der unter Korruptionsverdacht steht – lud für die CSU zu Tafelrunden mit möglichen Spendern ein; auch Söder traf dabei mit Rüstungsmanagern, Bauunternehmern und Lobbyisten zusammen. Sauter fädelte als Immobilienanwalt etliche Geschäfte ein. Er soll auch das Grundstück für die CSU-Landesleitung in München vermittelt haben. Dieser Politiker hat bestimmt noch was zu erzählen.
Sollte es nicht so kommen – gut für den Franken, die CSU und damit die gesamte Union im Wahlkampf. Lässt es dazu der Franke bald gut sein mit seinen Sticheleien, dann kann es auch wieder besser werden zwischen ihm und Laschet. Für den Wahlkampf muss es wenigstens reichen. Schneidet der Kanzlerkandidat dann besser ab als erwartet, wäre das auch Söders Verdienst. Dann ist auch ihm Beifall gewiss. Der seine Chance wahrt. Was Markus Söder doch nur lieb sein kann.

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