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Helfer kleben ein Bild von Mittelfeldspieler Mesut Özil während der DFB-Pressekonferenz an die Außenwand des Fußballmuseums.

© Ina Fassbender/dpa

So reagiert der DFB auf Gündogan und Özil: Grindel: "Menschen können Fehler machen"

"Keine glückliche Aktion" nennt Bundestrainer Joachim Löw den Auftritt der Nationalspieler Özil und Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. An Sanktionen dachte er "in keiner Sekunde".

Es gibt Themen, die man nicht aussitzen kann. Die sich auch nicht einfach mit anderen Themen überblenden lassen. Nicht mit der überraschenden Nominierung von Nils Petersen für die WM. Nicht mal mit der Vertragsverlängerung des Bundestrainers. Mit solchen Themen muss man offensiv umgehen. Das weiß auch Reinhard Grindel. Und deshalb ist das Erste, worüber der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei der Nominierung des WM-Kaders spricht oder sprechen muss, ein Thema, das mit Fußball nicht so viel zu tun hat. Es geht um den Auftritt der Nationalspieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Die beiden Fußballer haben sich einspannen lassen für den Wahlkampf des türkischen Politikers. Sie haben ihm Trikots ihrer Klubs überreicht und für Fotos mit ihm posiert, die dann von Erdogans Partei verbreitet wurden. Grindel hat schon am Montag via Twitter sein Unverständnis geäußert. „Menschen können Fehler machen“, sagt er nun am Dienstag in Dortmund. „Aber wir müssen auch Maß halten.“ Der DFB-Präsident spielt auf Reaktionen in den sozialen Netzwerken an: „Manches erscheint übertrieben.“

Der DFB bemüht sich seit Jahren, die Nationalmannschaft als Muster für gelungene Integration zu positionieren. Dieses Bemühen sieht Grindel durch die Aktion der Nationalspieler konterkariert, weil „nicht das Miteinander, sondern das Trennende hochgekommen ist“, wie er sagt. „Manches Vorurteil ist bedient worden.“ Dass die Kinder von Migranten eben nicht mit dem Herzen für Deutschland spielten, sondern nur aus Berechnung – solche Vorwürfe sind tausendfach in Internetkommentaren verbreitet worden, verbunden mit der Forderung, Özil und Gündogan aus dem Nationalteam zu werfen.

Löw äußerte auch ein bisschen Verständnis für die Spieler

Bundestrainer Joachim Löw erklärt, „dass es keine glückliche Aktion war“, äußert aber auch „ein bisschen Verständnis“ für seine Spieler, weil er wisse, „dass bei Menschen mit Migrationshintergrund zwei Herzen in der Brust schlagen“. Löw nimmt Gündogan und Özil ab, „dass sie eigentlich keine politische Botschaft senden wollten“, und bescheinigt beiden einen „sehr guten Charakter“.

Gündogan hatte am Montag erklärt, dass er das Treffen am Rande einer Veranstaltung in London als Geste der Höflichkeit empfunden habe, „aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten und unseren türkischen Wurzeln“. Emre Can, ebenfalls deutscher Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, soll die Einladung, Erdogan zu treffen, hingegen abgelehnt haben.

Die Fotos hätten „eine Symbolwirkung, die so gerade nicht gewünscht ist“, sagt Oliver Bierhoff, Manager der Nationalmannschaft – auch mit Blick auf die WM in Russland. Und Löw kündigt an, er werde mit Özil und Gündogan im Trainingslager über die Angelegenheit sprechen. Als der Bundestrainer gefragt wird, ob er daran gedacht habe, die beiden zu sanktionieren, reagiert er fast ungehalten. „Selbstverständlich nicht“, antwortet Löw. „Daran habe ich nicht gedacht. In keiner Sekunde.“

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