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Demonstration am internationalen Frauentag.

© imago/IPON

Sexuelle Übergriffe: Fast jede dritte Frau wird am Arbeitsplatz belästigt

Eine Umfrage zeigt: Sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz kommen häufig vor. Gewerkschaften betrachten die Entwicklung mit Sorge.

Sexuelle Übergriffe im Job sind in Deutschland alles andere als eine Seltenheit. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter 2500 Deutschen, die das Online-Meinungsforschungsinstitut Civey für den Tagesspiegel durchgeführt hat. Die Frage, ob sie am Arbeitsplatz bereits einmal sexuell belästigt worden sind, beantworteten 28,7 Prozent der befragten Frauen und 5,3 Prozent der Männer mit „ja“.

Fast jeder fünfte Arbeitnehmer (18,6 Prozent) hat zudem einmal eine sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz beobachtet. Auch hier gibt es große Unterschiede bei den Geschlechtern: So gaben 24,8 Prozent der Frauen an, bereits einmal Zeuge von sexueller Belästigung geworden zu sein – bei den Männern gaben das hingegen nur 13,2 Prozent der Befragten an.

Bei den Gewerkschaften werden diese Zahlen mit Sorge aufgenommen. „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein Thema, gegen das die Gewerkschaften seit vielen Jahren ankämpfen“, sagte Sonja Staack, stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, dem Tagesspiegel. „Sexistische Witze oder ungewollte Berührungen sind keine Kleinigkeit, sondern können Betroffene schwer belasten. Beschäftigte haben einen Anspruch darauf, dass Arbeitgeber hier einschreiten.“ Bei der Vorbeugung gegen sexuelle Belästigung könnten Betriebs- und Personalräte mit guten Betriebsvereinbarungen beitragen, die zum Beispiel ein konkretes Beschwerdeverfahren regeln, sagte Staack.

Viele Firmen haben keine Strukturen, um dagegen vorzugehen

In der Berliner Wirtschaft ist man sich des Problems und seiner Folgen für die Angestellten durchaus bewusst. „Egal ob im privaten oder beruflichen Kontext – sexuelle Belästigung, in welcher Form auch immer, ist ein absolutes No-Go und in keiner Weise zu tolerieren“, sagte Beatrice Kramm, Präsidentin der Berliner IHK, dem Tagesspiegel.

Berliner Unternehmer hätten bereits in vielen Fällen Präventivmaßnahmen ergriffen, sagte Kramm. „Zahlreiche Betriebe haben bereits interne Strukturen geschaffen, um gegen sexuelle Belästigung vorzugehen und diese von vornherein zu verhindern.“ Zudem gehörten ein respektvoller Umgang miteinander, Toleranz und die Ablehnung jedweder Diskriminierung zu den Grundsätzen der Kaufleute.

Landesweit aber mangelt es vielen Firmen noch an der notwendigen Sensibilität beim Thema, wie die neue Studie zeigt. 43,7 Prozent und damit die Mehrheit aller Befragten gaben an, dass es entsprechend klare Prozesse und Strukturen in ihren Unternehmen nicht gebe. Lediglich 38,8 Prozent sagten, dass entsprechende Strukturen in ihrem Betrieb vorhanden seien.

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