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Die Leuchte "Heliacal" für Fontana Arte erinnert an kosmische Lichtspiele.

© Fontana Arte

Design-Leuchten: Sehr erhellend

Neue Technologien eröffnen verblüffende Möglichkeiten der Lichtgestaltung. Auf der Mailänder Messe „Euroluce“ präsentierten Hersteller mobile Leuchten, transparente Glaskörper und Objekte, die astronomische Phänomene imitieren.

Die Designerin Inma Bermúdez lebt in einem wunderschönen Haus auf dem Land bei Valencia. Ein großer Gemüsegarten umgibt den modernen Neubau. Wenn ihre Mutter nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal raus möchte, um ein paar Kräuter fürs Abendessen zu holen, greift sie zu der tragbaren Leuchte „Follow Me“. „Ich freue mich jedes Mal darüber, denn daran sehe ich, dass mein Design funktioniert“, sagt die Gestalterin, die das praktische Ding 2013 für die spanische Firma Marset entworfen hat. Wie ein Handy lässt es sich über einen Akku aufladen.

Damit setzte die Designerin einen Trend, dem jetzt auch andere folgen. Mobiles Licht, das war ein wichtiges Thema der diesjährigen Beleuchtungsmesse Euroluce in Mailand. Mit „Follow Me Plus“ brachte Marset als Trendsetter nicht nur eine größere Version des hübschen Vorgängers heraus. Die Spanier stellten auch ein neues Modell vor: die Akku-Leuchte „Bicoca“. Die Tischleuchte von Christophe Mathieu lässt sich problemlos an den Ort verfrachten, an dem man sie benötigt, sei es nun als Leselampe neben dem Sofa oder als Nachttischleuchte am Bett. Sie verfügt über einen beweglichen Leuchtenkopf, mit dem sich der Lichtstrahl in die gewünschte Richtung lenken lässt.

Doch auch andere Hersteller haben den Trend längst erkannt. So zeigte Simon Diener am Stand von Nyta seine Pendelleuchte „Pong“. Die wird ebenfalls durch einen Akku betrieben und kann über Balken, Geländer, Möbel, Fenster oder Türen gehängt oder gewickelt werden. Sowohl der Akku als auch das Leuchtmittel lassen sich problemlos austauschen, was eine lange Lebensdauer garantiert.

Die Pendelleuchte "Pong" von Nyta kann man überall aufhängen.
Die Pendelleuchte "Pong" von Nyta kann man überall aufhängen.

© Nyta

Mit Hilfe der neuen Techniken sind vielfältige Formen der Lichtgestaltung möglich. Das beweist zum Beispiel die Leuchte „Titia“ von Arihiro Miyake für Nemo. Sie erinnert mit ihrer Gitter-Silhouette an einen konventionellen Lampenschirm, kommt aber ganz ohne Glühbirne aus. Arihiro Miyake sagt: „Es war eine alte Idee, die ich dank der Entwicklung von LED verwirklichen konnte.“

Ganz ohne Glühbirne kommt dank der LED die gitterartige Leuchte "Titia bianca" von Arihiro Miyake für Nemo aus.
Ganz ohne Glühbirne kommt dank der LED die gitterartige Leuchte "Titia bianca" von Arihiro Miyake für Nemo aus.

© Nemo

„Die Lichtindustrie ist eine sehr bewegliche und dynamische Branche, weil man die Freiheit hat, in vielen verschiedenen Dimensionen zu arbeiten“, sagt der Nemo-Chef Federico Palazzari, der für die Kollektion verantwortlich ist. „Ein Tisch ist ein Tisch und ein Stuhl ist ein Stuhl. Aber Licht kann es am Boden, an der Decke und auf dem Tisch geben, das erfordert eine ganz andere Herangehensweise.“ Wenn er zusammen mit seinen Designern eine neue Leuchte entwickelt, stellt er sie sich in einem leeren Raum vor, nicht etwa in einem eingerichteten Zimmer. „Wir versuchen für einen großen Markt zu produzieren. Gute Dinge funktionieren überall“, sagt er.

Das zeige sich auch in der Meister-Kollektion von Nemo, in der viele Leuchtenklassiker, mit neuer Technik ausgestattet, auf den Markt kommen. Zum Beispiel die Wandleuchte „Elysée“, die Pierre Paulin im Auftrag von George Pompidou einst für den Elysée-Palast entwarf. „Harmonie und Ästhetik bleiben bestehen“, sagt Federico Palazzari dazu.

Tagsüber fast unsichtbar ist die Leuchtenserie „Noctambule“ von Konstantin Grcic. Am Stand von Flos konnten die Besucher der Euroluce beobachten, wie sich die unscheinbaren Glasmodule in ausdrucksstarke Leuchten verwandelten. Als Basis diente dem Münchner Designer die Vorstellung einer Laterne. Die mundgeblasenen Elemente sind mit LEDs ausgestattet, die Technik verschwindet fast unsichtbar zwischen den Glasmodulen.

Tagsüber fast unsichtbar ist die gläserne LED-Stehleuchte "Noctambule" von Konstantin Grcic für Flos.
Tagsüber fast unsichtbar ist die gläserne LED-Stehleuchte "Noctambule" von Konstantin Grcic für Flos.

© Flos

Inspiriert von Schmuckstücken entwarf Michael Anastassiades die Serie „Arrangements“ ebenfalls für die Flos-Kollektion. Die Lampen bestehen aus unterschiedlichen geometrischen Formen, die untereinander frei kombinierbar sind.

Schmuckstücke für die Decke: „Arrangements“ für Flos von Michael Anastassiades.
Schmuckstücke für die Decke: „Arrangements“ für Flos von Michael Anastassiades.

© Flos

„Mich hat die Parallele zwischen Schmuck und Licht schon immer fasziniert“, sagt der Designer. „Das geht schon damit los, dass beides auf die menschliche Physis abgestimmt ist: Das eine ist dafür geschaffen, es am Körper zu tragen, das andere, um den Raum zu dekorieren, in dem man sich befindet.“ Es dürfte also kein Zufall sein, dass seine Kollektion so leicht und unbeschwert daherkommt wie filigrane Ohrringe, Armbänder und Halsketten.

Wie der Mensch selbst zum Gestalter seiner Beleuchtung wird, zeigt Fontana Arte. Das Designstudio OS & OOS gestaltete für das italienische Label die Leuchte „Heliacal“. Der Name ist eine Anspielung auf ein astronomisches Phänomen, den Aufgang von Sternen kurz bevor sie morgens im Sonnenlicht verblassen. Die Glasscheiben auf der Leuchte kann man mit nur einem Finger drehen und so das Licht dimmen. Damit imitiert „Heliacal“ den Morgen- und Nachthimmel.

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