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Israels Gesundheitsminister Nitzan Horowitz sprach von einem „historischen Tag“.

© Fredrik von Erichsen/dpa

Sechs Monate Frist für Regierung: Gericht in Israel erlaubt Leihmutterschaft für Homo-Paare

Die bisherigen Vorgaben für das Leihmutterverfahren seien ein Verstoß gegen die Menschenrechte, urteilte Israels Höchstes Gericht – und fordert Tempo.

Auch gleichgeschlechtliche Paare in Israel können künftig mithilfe von Leihmüttern Kinder bekommen. Israels Höchstes Gericht entschied einer Mitteilung vom Sonntag zufolge, der Staat müsse dies binnen sechs Monaten auch homosexuellen Paaren sowie alleinstehenden Männern ermöglichen. Innerhalb eines halben Jahres sollen entsprechende Regeln festgelegt werden. Die bisherigen Vorgaben stellten einen Verstoß gegen die Menschenrechte dar, hieß es in der Urteilsbegründung.

Gesundheitsminister Nitzan Horowitz sprach von einem „historischen Tag“. Die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare werde nun ein Ende haben. Sein Ministerium werde die Vorgaben des Gerichts umsetzen.

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Das Höchste Gericht hatte schon im Februar vergangenen Jahres entschieden, das Leihmutterverfahren müsse auch gleichgeschlechtlichen Paaren und alleinstehenden Männern zur Verfügung stehen. In der damaligen Entscheidung hieß es, binnen eines Jahres müsse eine entsprechende Gesetzesänderung verabschiedet werden. Da dies nicht geschah, hat das Gericht nun ein endgültiges Urteil in der Frage gefällt.

Eine Leihmutterschaft ist bisher in Israel nur für heterosexuelle Paare grundsätzlich erlaubt, allerdings unter strengen Auflagen. Homosexuelle Männer behelfen sich daher oft mit einer Leihmutterschaft im Ausland. Dies ist jedoch teuer und kompliziert.

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Israel ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich toleranter gegenüber Homosexualität geworden. Vor allem die Küstenmetropole Tel Aviv gilt als besonders liberal. Gleichgeschlechtliche Paare können jedoch nicht heiraten, und es gab bisher Probleme bei Adoption und Leihmutterschaft.

Strengreligiöse Parteien hatten bis zum Regierungswechsel vor einem Monat großen Einfluss in der Politik. Sie lehnen Gesetzesänderungen zugunsten von Schwulen und Lesben ab, weil sie dies als Verstoß gegen jüdische religiöse Gebote ansehen. (dpa)

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