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Blumen und Kerzen vor dem Tatort der Messerattacke in Würzburg

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Update

Würzburg gedenkt der Opfer: Schwerverletzte Frau nach Messerattacke außer Lebensgefahr

Ein junger Mann ersticht in Würzburg drei Menschen und verletzt sieben weitere. Söder bezeichnet die Tat als „sinnloses, brutales, verstörendes Verbrechen“.

Nach der tödlichen Messerattacke von Würzburg hat es am Sonntagnachmittag im Kiliansdom der Stadt eine Gedenkfeier für die Opfer geben. Daran nahmen neben dem katholischen Würzburger Bischof Franz Jung auch Vertreter weiterer Religionen und der Öffentlichkeit teil. Erwartet wurden bei der Feier der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, die evangelische Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Vertreter der muslimischen Gemeinden.

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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die Messerattacke von Würzburg als „sinnloses, brutales, verstörendes Verbrechen“ bezeichnet. „Es tut so weh, es ist einfach unfassbar“, sagte ein sichtlich bewegter Regierungschef während der Gedenkfeier. Die Nachricht von der Tat des 24-Jährigen mit drei ermordeten Frauen und sieben zum Teil schwer verletzten Menschen habe „die Angehörigen, die ganze Stadt und alle ins Herz“ getroffen, sagte Söder. „Alles ist seit Freitag anders.“

Der CSU-Politiker warnte davor, diese „hasserfüllte Tat“ mit Hass oder Rache zu beantworten. Er mahnte, keinen Klischees oder Vorverurteilungen zu folgen. Diese würden den Opfern und Angehörigen nicht helfen, sondern nur noch weitere Wunden reißen. Der Täter habe zwar einen Migrationshintergrund, aber es hätten eben „auch Bürger mit Migrationshintergrund geholfen“, den Täter aufzuhalten: „Gut und Böse sind keine Frage von Religion oder Nationalität, sondern sie sind häufig nicht zu erklären.“ Söder versprach den Opfern und Angehörigen: „Wir sind bei Ihnen, Sie sind nicht allein.“

Der Kiliansdom liegt nicht weit vom Ort des Geschehens am Barbarossaplatz mitten in der Würzburger Innenstadt. Bei dem Angriff am Freitagnachmittag hatte ein Somalier drei Frauen in einem Kaufhaus getötet - Jahrgang 1939, 1972 und 1996. Auf der Straße und in einer nahen Bank verletzte er danach laut Polizei sechs Menschen schwer und einen leicht. Zwischenzeitlich machten die Ermittler verschiedene Angaben zur Anzahl der Verletzten und deren Identität.

Verletzte Frau hat sich stabilisiert

Der Zustand einer verletzten Frau hat sich wieder stabilisiert. Die 39-Jährige schwebe nicht mehr in akuter Lebensgefahr, teilte das Polizeipräsidium Unterfranken am Sonntag mit. Zwei Leichtverletzte hätten das Krankenhaus bereits wieder verlassen können. Bei ihnen handelt es sich der Polizei zufolge um eine 26 Jahre alte Frau und einen 57-jährigen Mann.

Warum der 24-Jährige die Menschen angriff, die er offensichtlich gar nicht kannte, ist bisher noch nicht geklärt. Womöglich ist der Migrant psychisch krank. Die Ermittler prüfen aber auch, inwiefern islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen haben könnten.

So werten die Beamten derzeit beispielsweise ein Handy aus, das in der Würzburger Obdachlosenunterkunft des Angreifers entdeckt worden war. „Die Auswertungen dauern einfach, erfahrungsgemäß mehrere Tage“, sagte ein Ermittler der Deutschen Presse-Agentur. „Das muss jetzt alles übersetzt und bewertet werden.“

Der Somalier sitzt in Untersuchungshaft. Er war nach dem Verbrechen von der Polizei angeschossen und festgenommen worden.

Oberbürgermeister warnt vor Pauschalurteilen

„Die Verbrechen Einzelner sind aber niemals auf Bevölkerungsgruppen, Religionen, Staatsangehörigkeiten zurückzuführen“, warnte Oberbürgermeister Schuchardt in einem offenen Brief an die Würzburger. „Auch wir Deutsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht pauschal verurteilt. Genauso wenig gilt dies jetzt für Somalier oder generell Geflüchtete. Dieses Schubladendenken muss ein Ende haben.“

Das bayerische Landeskriminalamt übernahm in Zusammenarbeit mit der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat. Die Übergabe an die übergeordneten Behörden erfolge, weil es sich um eine „Amoklage“ gehandelt habe, erklärte Würzburgs Leitender Oberstaatsanwalt Frank Gosselke.

Der 24-Jährige war schon vor der Tat polizeibekannt. Er soll im Januar bei einem Streit in einer Obdachlosenunterkunft zu einem Messer gegriffen und damit bedroht haben, wie Behördenleiter Wolfgang Gründler von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg sagte. Worum es bei der Auseinandersetzung mit Mitbewohnern und Verwaltern ging, sagte er nicht. Verletzt worden sei niemand.

Die Polizei leitete aber ein Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Beleidigung ein, der Somalier kam zunächst vorübergehend in eine Psychiatrie. Das Verfahren laufe weiter, ein psychiatrisches Gutachten steht demnach noch aus. (dpa)

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