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Pflegekinder in einer Tagespflegeeinrichtung in der Nähe von Frankfurt am Main.

© Boris Roessler/dpa

Update

Schutz von Minderjährigen: Jugendämter nehmen Zehntausende Kinder und Jugendliche aus Familien

Jugendämter in Deutschland haben 2017 mehr als 61.000 Minderjährige zeitweilig aus ihren Familien genommen. Ein Drittel war noch im Kindesalter.

Im Jahr 2017 haben die Jugendämter in Deutschland rund 61.400 vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden weiter mitteilte, wurden die Inobhutnahmen überwiegend von sozialen Diensten und Jugendämtern (58 Prozent) angeregt.

In 17 Prozent aller Fälle hatten Kinder und Jugendliche selbst Hilfe beim Jugendamt gesucht. Bei weiteren 14 Prozent der Inobhutnahmen machten Polizei oder Ordnungsbehörden auf die Problemsituation aufmerksam, in 6 Prozent die Eltern der betroffenen Minderjährigen. Die übrigen Schutzmaßnahmen (5 Prozent) erfolgten aufgrund von Hinweisen Anderer, zum Beispiel von Ärztinnen oder Ärzten, Lehrpersonal oder Verwandten.

Die Jugendämter sind laut Bundesamt berechtigt und verpflichtet, vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen als sozialpädagogische Hilfe in akuten Krisen- oder Gefahrensituationen durchzuführen. Bis eine Lösung für die Problemsituation gefunden ist, werden die Minderjährigen vorübergehend in Obhut genommen und gegebenenfalls fremduntergebracht, etwa in einem Heim oder einer Pflegefamilie.

Ein Drittel unter 14 Jahre alt

Ein Drittel aller im Jahr 2017 in Obhut genommenen Jungen und Mädchen waren der Statistik zufolge noch im Kindesalter (unter 14 Jahre). Bei knapp der Hälfte leiteten die Jugendämter bei diesen Kindern die vorläufigen Schutzmaßnahmen wegen Überforderung der Eltern oder eines Elternteils ein. Auch der Schutz vor Vernachlässigungen (21 Prozent) und Misshandlungen (14 Prozent) spielte in dieser Altersgruppe eine wichtige Rolle.

Etwa 41.000 Jugendliche (14 bis unter 18 Jahre) wurden demnach in Obhut genommen. Im Jugendalter wurde der Großteil der Inobhutnahmen infolge unbegleiteter Einreisen aus dem Ausland durchgeführt (51 Prozent). Gut jedes zehnte betroffene Kind und knapp jeder dritte betroffene Jugendliche war vor der Inobhutnahme aufgrund der Problemsituation ausgerissen.

AWO fordert mehr Geld

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kritisierte, die Personallage in Jugendämtern lasse eine intensive Arbeit mit Familien nicht mehr zu. Dies führe dazu, dass sich Krisen zuspitzten und Inobhutnahmen notwendig würden. Auch Kitas und Einrichtungen für Familienbildung und Erziehungshilfen müssten besser gefördert werden. "Der Bund sollte die kommunale Jugendhilfe nicht im Regen stehen lassen", forderte der Verband. (KNA, AFP, epd)

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