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US-Präsident Joe Biden

© REUTERS/Kevin Lamarque

Update

Jahrestag des Sturms aufs Kapitol: Schuld an „Chaos und Gemetzel“ – Biden rechnet mit Trump ab

Ein Jahr nach dem Sturm auf das Kapitol erinnert US-Präsident Biden an das Ereignis. Es ist eine große Anklage, ohne seinen Amtsvorgänger namentlich zu nennen.

Ein Jahr nach Erstürmung des US-Kapitols in Washington ruft US-Präsident Joe Biden seine Landsleute zur Bewahrung der Demokratie auf. „Zum ersten Mal in unserer Geschichte hat ein Präsident nicht nur eine Wahl verloren, sondern versucht, die friedliche Machtübergabe zu verhindern“, sagte Biden am Donnerstag in einer Ansprache zum Jahrestag im Kapitol. „An diesem Gedenktag müssen wir dafür sorgen, dass ein solcher Angriff nie wieder geschieht.“ Er werde niemanden erlauben, der Demokratie einen Dolch an die Kehle zu setzen.

Auch beide Kammern des US-Kongresses haben am Donnerstag mit einer Schweigeminute an die gewaltsame Attacke auf das Kapitol erinnert. Mitglieder des Repräsentantenhauses und des Senats hielten mit Blick auf den Gewaltausbruch vom 6. Januar 2021 einen Moment inne.

In seiner Rede rechnete Biden deutlich mit seinem Amtsvorgänger Donald Trump ab – ohne dessen Namen ein einziges Mal zu nennen. Normalerweise halten sich US-Präsidenten bei Kritik an ihren Vorgängern zurück. Doch Biden wurde ziemlich deutlich.

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Der damalige US-Präsident habe ein "Netz der Lügen" gesponnen, die zum Angriff auf das US-Kapitol geführt hätten. Die Lügen über den Wahlausgang seien "unamerikanisch" und hätten zu "Chaos und Gemetzel" geführt. Schuld daran: Trump. „Sein angeschlagenes Ego ist ihm wichtiger als unsere Demokratie oder unsere Verfassung. Er kann sich nicht damit abfinden, dass er verloren hat.“

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Biden will "diese Nation verteidigen"

Trump habe seine Anhänger am 6. Januar 2021 zum Sturm auf das US-Kapitol angestachelt. Ziel sei es gewesen, die Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden zu verhindern. Der US-Demokrat kritisierte, der damalige Amtsinhaber habe den Angriff im Weißen Haus im Fernsehen verfolgt „und nichts getan“.

Die Amerikaner müssten nun entscheiden, "was für eine Nation wir sein werden", beschwor der amtierende amerikanische Präsident. "Werden wir eine Nation sein, die politische Gewalt als Norm akzeptiert? (...) Werden wir eine Nation sein, die nicht im Licht der Wahrheit, sondern im Schatten der Lüge lebt?" Biden mahnt: "Wir können es uns nicht erlauben, eine solche Nation zu sein. Der Weg nach vorn besteht darin, die Wahrheit zu erkennen und nach ihr zu leben."

[Mehr zum Thema: Ein Jahr nach dem Kapitol-Sturm - der Putsch-Versuch und die Gefahr für Trumps Ambitionen 2024 (T+)]

"Ich werde diese Nation verteidigen", bekräftigt Biden in seiner Rede. "Wir sind eine Nation des Friedens und nicht der Gewalt. Der Ordnung und nicht des Chaos." Über seinen Vorgänger sagte er: „Er ist nicht nur ein früherer Präsident. Er ist ein besiegter früherer Präsident.“

US-Präsident Joe Biden mit der Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi und dem Mehrheitsführer des US-Senats Chuck Schumer im US-Kapitol.

© AFP/Stefani Reynolds

Trump wirft Biden "politisches Theater" und Spaltung vor

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat die Rede seines Nachfolgers Joe Biden zum ersten Jahrestag des Sturms von Trump-Anhängern auf das Kapitol in Washington als "politisches Theater" abgetan. Biden habe "heute meinen Namen benutzt, um zu versuchen, Amerika weiter zu spalten", schrieb Trump am Donnerstag in einer Erklärung. Dieses "politische Theater" sei lediglich der Versuch einer Ablenkung "von der Tatsache, dass Biden rundum total versagt hat".

Den Demokraten warf der Ex-Präsident vor, sie versuchten sich die Erinnerung an die Kapitol-Erstürmung am 6. Januar 2021 zunutze zu machen, "um Angst zu schüren und Amerika zu spalten". Die US-Bürger durchschauten jedoch "die Lügen und Polarisierungen".

[Lesen Sie auch: "Unterwegs mit Trumps heimlichen Kriegern" (T+)]

Bei dem Angriff auf das US-Kapitol vor einem Jahr kamen fünf Menschen ums Leben. Die Attacke auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land. Biden dankte in seiner Rede den Polizisten und Nationalgardisten, die versucht hatten, das Kapitol gegen die aufgestachelte Menge zu verteidigen. Sein Dank galt auch den Republikanern aus Trumps-Partei, die sich auf die Seite der US-Demokratie gestellt hatten.

Trump erkennt seine Wahlniederlage auch fast ein Jahr nach dem Machtwechsel im Weißen Haus nicht an. Er behauptet weiterhin, im November 2020 durch Betrug um den Sieg gebracht worden zu sein. Beweise dafür hat er nicht vorgelegt. Dutzende Klagen gegen das Wahlergebnis scheiterten vor Gerichten. Kritiker nennen Trumps Betrugsbehauptungen "The Big Lie" - die "große Lüge".

In der Parlamentskammer erinnerte am Jahrestag mit einer Schweigeminute an die Erstürmung. Das Kapitol ist Sitz des Kongresses, des US-Parlaments, das sich aus Repräsentantenhaus und Senat zusammensetzt. (mit dpa/AFP)

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