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Politik: Sahara: Die Entführer fordern Lösegeld

Angeblich 64 Millionen Euro für Freilassung der Geiseln / Bundesregierung hat direkten Kontakt zu Kidnappern

Berlin. Die Bundesregierung steht in engem Kontakt mit den Entführern der in der Sahara verschleppten 14 Touristen. Nach Informationen des Tagesspiegels gibt es jetzt eine konkrete Lösegeldforderung. Der Sender n-tv berichtete am Freitag unter Berufung auf Diplomaten in der malischen Hauptstadt Bamako, die Kidnapper forderten 64,4 Millionen Euro, pro Geisel 4,6 Millionen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, liegt die geforderte Summe aber deutlich niedriger. Es gilt als sicher, dass die vor fünf Monaten in Algerien entführten Europäer im Norden Malis festgehalten werden. Dort ist ein wichtiger Tuareg-Führer als Vermittler eingeschaltet worden.

Das Auswärtige Amt sagte zu den Berichten, dass die Bundesregierung mit Rücksicht auf das Schicksal der Betroffenen und ihrer Angehörigen bei ihrer Linie bleibe und keine Stellungnahme abgebe. In Berlin hieß es lediglich, die Bundesregierung stehe mit Mali auf „höchster politischer Ebene in engstem Kontakt“. Der malische Präsident Amadou Toumani Toure habe sich nachdrücklich bereit erklärt, sich persönlich für die Freilassung der deutschen Geiseln einzusetzen.

Die Bundesregierung hatte sich bisher nie zu den möglichen Forderungen der Entführer geäußert. Bei den Kidnappern handelt es sich nach algerischen Angaben um islamische Fundamentalisten der Organisation für Gebet und Kampf (GSPC). Sie wird verdächtigt, Kontakt zu der Moslem-Extremistengruppe Al Qaida zu haben. Diplomaten berichteten, die Entführer hätten bisher nie politische Forderungen gestellt.

In dem Bericht von n-tv hieß es, die Entführer hätten den Unterhändlern Briefe der Geiseln übergeben, in denen auch der Tod der 45-jährigen deutschen Gefangenen Michaela Spitzer geschildert werde. Sie war vermutlich bereits Ende Juni an einem Hitzschlag und Erschöpfung gestorben. Bei den noch lebenden 14 Geiseln handelt es sich um neun weitere Deutsche, vier Schweizer und einen Niederländer. Eine baldige Freilassung der Verschleppten wurde am Freitag in Berlin aber nicht erwartet. Auch der Einsatz von Spezialkräften zur Befreiung der Touristen wurde von Experten zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen. Wie n-tv berichtete, werde jedoch versucht, den Geiseln frisches Wasser und Essen zu bringen. Dem Vernehmen nach wird auch versucht, die Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Entführer den Behörden ein Videoband geschickt haben. Wie es hieß, werde es wegen einer Datumsangabe von Experten als aktuell bewertet. Auf dem Video sind alle 14 Geiseln zu sehen. Sie grüßen darauf in französischer Sprache ihre Angehörigen. Aus dem Band lasse sich schließen, dass die Entführten sich in guter Verfassung befänden.

Insgesamt 32 europäische Urlauber waren zwischen Mitte Februar und Ende März in der algerischen Sahara verschleppt worden, darunter 16 Deutsche. Im Mai wurden 17 Geiseln durch die algerische Armee befreit, darunter sechs Deutsche.

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