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Ein Kind schaut sich Putin im Fernsehen an.

© SERGEI ILNITSKY/DPA/DPAWEB

Russische Kriegspropaganda im Fernsehen: Wenn in Butscha Schauspieler angeblich ein Massaker vortäuschen

Je länger Putins Krieg in der Ukraine dauert, desto mehr Propaganda-Anstrengungen unternimmt das russische Fernsehen. Mit Erfolg.

Vor knapp sieben Wochen begann der russische Einmarsch in die Ukraine. Zugleich verstärkte sich in Russland auch der Kampf an der Informationsfront.

Zuletzt haben die Nachrichten- und Politiksendungen alle anderen Formate auf den wichtigsten TV-Sendern Erster Kanal (Pervy Kanal) und Rossia 1 verdrängt, so dass nur noch ein paar Fernsehserien für die Mitternachtszuschauer übrig geblieben sind.

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Die meisten Wochentage sind nun im Programm vom Ersten Kanal mit dem Hinweis „Informationssendung” gekennzeichnet. Der Schwerpunkt liegt laut dem TV-Programm auf „einer speziellen Militäroperation der russischen Streitkräfte in der Ukraine mit Live-Schalten, Augenzeugenberichten und den neuesten offiziellen Daten zu den Ereignissen in der Ukraine”.

Während die russischen Fernsehsender in der ersten Woche des Krieges die Zerstörung von Wohngebäuden und ziviler Infrastruktur sowie die Zahl der zivilen Todesopfer verschwiegen, hat sich die Strategie mittlerweile verändert.

Jetzt werden in den Fernsehberichten die Ruinen der zerbombten Städte und die Toten gezeigt – aber auch diese Bilder werden zu Propaganda-Zwecken eingesetzt.

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Die Verluste der Russischen Armee sowie die Zerstörung der Städte werden als Ergebnis der Aktionen „ukrainischer Nationalisten” erklärt. In den Fernsehnachrichten wird die Einnahme der ukrainischen Städte als „Befreiung” bezeichnet – damit erwecken die Sender Assoziationen zur Befreiung der Ukraine von den deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg.

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Auch auf die Bilder von toten Zivilisten wie aus Butscha hat die russische Propaganda eine Antwort. Die Fotos der grausam ermordeten Menschen seien eine „inszenierte Provokation des Westens”, heißt es.

Um solche vermeintlichen Inszenierungen aufzudecken, ist beim Staatsender Erster Kanal zu Beginn der russischen Invasion das Programm „Anti-Fake” auf Sendung gegangen.

Die Beschreibung des Programms: „Der Westen zerquetscht Russland mit einem bestialischen Hass. Videos, die einen in Aufregung versetzen, können sich in Wirklichkeit als seelenlose und zynische Fälschungen herausstellen.”

In den vergangenen Tagen stand im Mittelpunkt solcher vermeintlicher Fact-Checking-Formate, die mittlerweile auch von anderen Sendern angeboten werden, das Massaker in Butscha. Das Urteil der Propagandisten: Die toten Zivilisten seien Schauspieler, die Videos – eine Inszenierung.

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Auch im Ersten Kanal werden die Videos aus Butscha als Fakes abgetan. Einer der toten Zivilisten hebe in einem aus dem Auto gefilmten Video angeblich die Hand in die Luft, behauptet der Moderator. Bei genauer Betrachtung des Videos wird klar, dass es sich bei der Hand, die der Moderator anspricht, um einen Regentropfen auf der Scheibe des Fahrzeugs handelt.

Die Parallelrealität, in der Putin angeblich die russischsprachige Bevölkerung vor dem Völkermord durch ukrainische Nazis und Faschisten bewahrt, wird so durch die staatlichen Medien gezielt geschaffen. Und sie knüpft an eine zentrale historische Erfahrung in Russland an: Den Sieg im Zweiten Weltkrieg und der Kampf gegen den Faschismus.

Damit scheint die Propaganda erfolgreich. Zuletzt gab eine wachsende Mehrheit der Russen an, Putins Feldzug zu unterstützen.

Anastasia Klimovskaya

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