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Eine Mitarbeiterin des Schokoladenherstellers Ritter Sport prüft die Verpackung einer Tafel Schokolade.

© Marijan Murat/dpa

Update

Boykott-Aufrufe wegen Russland-Geschäft: Ritter Sport kündigt nach Kritik Spende der Einnahmen an

Viele Konzerne wie Ritter Sport, die weiter in Russland handeln, geraten unter Druck. Der ukrainische Botschafter Melnyk reagiert sarkastisch.

„Quadratisch. Praktisch. Blut“, diese Abwandlung des bekannten Ritter Sport-Slogans sorgt derzeit im Netz für Aufregung. Der ukrainische Botschafter in Berlin Andrij Melnyk den viral gehenden Spruch aufgenommen und damit den schwäbischen Schokoladenhersteller auf Twitter kritisiert.

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Der Grund: Ritter Sport liefert trotz des Ukraine-Krieges weiterhin nach Russland. Das empört nicht nur Melnyk, sondern auch viele Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien.

Dort finden sich weiter zahlreiche Abwandlungen des bekannten Slogans und Boykottaufrufe. „Keine einzige Tafel wird hier noch gekauft werden“, schreibt einer.

Keine einfache Entscheidung, sagt der Konzern

Das Unternehmen habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, teilte ein Sprecher am Dienstag in Waldenbuch, Baden-Württemberg, mit. Dort hat der Konzern seinen Firmensitz. Am Donnerstag teilte der Hersteller mit, „jeglichen Gewinn aus dem laufenden Russland-Geschäft an humanitäre Hilfsorganisationen“ zu spenden. Man sei sich bewusst, dass dies möglicherweise niemanden umstimme, jedoch wolle die Firma „offen und ehrlich“ kommunizieren.

Ein Stopp der Lieferungen hätte zur Folge, dass die Produktion drastisch heruntergefahren müsste, „und damit auch ernsthafte Auswirkungen auf uns als unabhängiges mittelständisches Familienunternehmen“. Letztlich wären auch die Kakaobauern davon betroffen, heißt es.

Russland ist ein wichtiger Markt für den Schokoladenhersteller. Der Marktanteil von Ritter Sport in Russland liegt nach Firmenangaben bei sieben Prozent. Am Gesamtumsatz von Ritter Sport machten die Russland-Geschäfte etwa zehn Prozent aus.

Weiter wie bisher könne es jedoch nicht gehen, sagte der Sprecher. So habe Ritter Sport bereits Anfang März die Entscheidung getroffen und umgesetzt, „nicht weiter in den russischen Markt zu investieren sowie Werbung dort zu stoppen“. Zunächst hatten die Stuttgarter Nachrichten darüber berichtet.

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Mittlerweile ziehen sich immer mehr westliche Unternehmen vom russischen Markt zurück. Der Boykott reicht von Apple über BMW, McDonalds, Renault und Ikea bis hin zu Siemens und Visa.

Allerdings haben einige vor, zu bleiben und operieren weiter in Russland - darunter auch andere deutsche Firmen. Zum Beispiel der Chemie- und Pharmakonzern Bayer. Er will zwar seine Werbung und nicht-essenzielle Ausgaben in Russland und Weißrussland einstellen, die Bereitstellung von unverzichtbaren, lebenswichtigen Produkten erfolge aber weiter, heißt es auf der Webseite.

Neben Boykottaufrufen in sozialen Medien sind in Russland tätige Konzerne auch mit Kritik von den eigenen Beschäftigten konfrontiert.

Das zeigte sich zuletzt bei der deutschen Metro AG: Olga Podorozhna, die laut eigener Beschreibung als „Senior Procurement Specialist“ für den Großhandelskonzern in der Ukraine arbeitet, kritisiert ihren Arbeitgeber öffentlich über das Job-Portal Linkedin.

„Mehr als 100 Weltklasse-Unternehmen haben den russischen Markt bereits verlassen, und fast 500 haben ihre Präsenz dort begrenzt. Anstand und Ehre haben nichts mit unzureichendem zynischen Terror, Intervention und Völkermord zu tun“, schreibt sie. (dpa, tsp)

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