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Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien

© dpa/Uncredited/ETV/AP

Präsident der Region Amhara getötet: Regierung wertet Angriff im Norden Äthiopiens als Putschversuch

Angreifer haben der äthiopischen Regierung zufolge versucht, die Macht in der Verwaltungsregion Amhara an sich zu reißen. Ein General soll dahinter stecken.

In Äthiopien hat es nach offiziellen Angaben einen Putschversuch gegen eine Regionalregierung gegeben. Angreifer hätten am Samstagabend versucht, die Macht in der Verwaltungsregion Amhara im Norden Äthiopiens an sich zu reißen, sagte Nigussu Tilahun, Sprecher von Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed, am Sonntag. Dabei seien der Präsident der Region sowie ein Berater in der Regionalhauptstadt Bahir Dar getötet worden. Zudem sei der Chef der äthiopischen Streitkräfte in der Hauptstadt Addis Abeba von seinem Bodyguard getötet worden.

Für den Putschversuch machte die Regierung den Sicherheitschef der Regionalverwaltung, Brigadegeneral Asaminew Tsige, verantwortlich. Er war demnach bis zum vergangenen Jahr im Gefängnis, wurde dann aber begnadigt und freigelassen. Wo er sich zurzeit aufhält, war zunächst unklar. Auch zum genauen Motiv von Tsige gab es keine weiteren Informationen.

Bewohner von Amharas regionaler Hauptstadt Bahir Dar sowie anderen Orten hatten am Samstagabend von Schüssen berichtet. Auch in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gab es Berichte von Schüssen, wie die US-Botschaft mitteilte. Sie riet Mitarbeitern, sich an sicheren Orten aufzuhalten.

Die nationale Regierung habe die Lage unter Kontrolle, teilte das Büro von Abiy mit. Die Regionalregierung von Amhara werde derzeit übergangsweise vom Vizepräsidenten geführt. Viele Personen, die an dem Putschversuch beteiligt waren, wurden demnach festgenommen. Andere würden weiterhin verfolgt, hieß es. Am Samstagabend wurde zudem das Internet in Äthiopien weitgehend abgeschaltet, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Der neue Präsident machte sich schnell Feinde

Der genaue Hintergrund des Vorfalls war zunächst unklar. Äthiopien wurde jahrelang mit harter Hand regiert. Im April 2018 kam dann aber Abiy Ahmed an die Macht. Der 42-Jährige wurde von vielen Menschen im In- und Ausland als Superstar gefeiert, denn er brachte eine Reform nach der anderen auf den Weg. Er ließ Tausende politische Gefangene frei, hob das Verbot mehrerer Oppositionsgruppen auf und ließ etliche hochrangige Menschen mit Verbindungen zur alten Regierung festnehmen. Zudem beendete er einen 20 Jahre langen Konflikt mit Eritrea.

Allerdings machte sich Abiy damit auch viele Feinde, vor allem unter der alten Garde, die durch den politischen Wandel an Macht verlor. Zudem herrschen in dem Vielvölkerstaat Äthiopien mit rund 105 Millionen Einwohnern viele Spannungen und Konflikte zwischen ethnischen Gruppen. Einige sind im vergangenen Jahr wieder aufgeflammt. Die Zahl der Binnenflüchtlinge und zurückkehrenden Binnenflüchtlinge verdoppelte sich nach Angaben der UN fast auf 3,2 Millionen Menschen. Äthiopien zählt trotz eines raschen Wirtschaftswachstums UN-Statistiken zufolge noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt. (dpa)

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