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Ein prorussischer Kämpfer in Mariupol

© Reuters/Alexander Ermochenko

Update

„Damit keine Fliege hindurchkommt“: Putin will Mariupoler Stahlwerk nicht stürmen – aber blockieren

Russland hat nach eigenen Angaben die Hafenstadt Mariupol eingenommen. Einen Befehl zur Stürmung des Stahlwerks zog der russische Präsident aber wieder zurück.

Das russische Militär hat nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu die umkämpfte südostukrainische Hafenstadt Mariupol unter seine Kontrolle gebracht.

Das teilte Schoigu am Donnerstag bei einem mit Kremlchef Wladimir Putin im Staatsfernsehen übertragenen Treffen mit. „Die verbliebenen ukrainischen Kampfeinheiten haben sich auf dem Industriegelände der Fabrik Azovstal verschanzt“, sagte Schoigu.

[Lesen Sie auch: Sprachnachrichten aus der Hoffnungslosigkeit: Was einer der letzten Soldaten in Mariupol der Welt zu sagen hat (T+)]

Präsident Putin ordnete an, das Stahlwerk nicht zu stürmen. Ein entsprechender Befehl solle zurückgenommen werden. Die Kämpfer in den Katakomben sollten die Waffen niederlegen. Der russische Präsident bezeichnete einen Sturm des Stahlwerks als "nicht notwendig". Er forderte russische Truppen stattdessen auf, das Gebiet zu blockieren, "damit keine Fliege hindurchkommt".

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„Die russische Seite garantiert ihnen das Leben“, sagte Putin. Er sprach von einem Erfolg und der „Befreiung Mariupols“ und ordnete an, die beteiligten Militärs auszuzeichnen. „Sie sind alle Helden“, sagte Putin. Man müsse jetzt an "das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten und Offiziere", erklärte der russische Präsident weiter. "Es gibt keinen Grund, in diese Katakomben zu steigen und unterirdisch durch diese Industrieanlagen zu kriechen."

Rauchwolekn über dem Stahlwerk Asowstal in Mariupol (am 20. April 2022)
Rauchwolekn über dem Stahlwerk Asowstal in Mariupol (am 20. April 2022)

© Reuters/Alexander Ermochenko

Schoigu sagte, dass die Fabrik in drei bis vier Tagen ebenfalls eingenommen werden solle. Dort seien auch ausländische Söldner. Über die angebotenen humanitären Korridore habe niemand das Werk verlassen, sagte der Minister.

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Die ukrainische Regierung hatte von Russland für das eingekesselte Stahlwerk Asowstal einen humanitären Korridor gefordert. „Dort befinden sich gerade etwa 1000 Zivilisten und 500 verwundete Soldaten. Sie müssen alle heute aus Asowstal herausgeholt werden!“, schrieb Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk im Nachrichtenkanal Telegram.

Sie rief „die Welt“ dazu auf, alle Anstrengungen jetzt auf das Stahlwerk zu konzentrieren. „Das ist jetzt der Schlüsselpunkt und der Schlüsselmoment für die humanitären Bemühungen“, betonte Wereschtschuk. Zuvor hatte die ukrainische Seite Verhandlungen vorgeschlagen über das Schicksal der Kämpfer und die Rettung von Zivilisten, die in dem Werk Zuflucht gesucht hätten.

An diesem Donnerstag können nach Angaben des Bürgermeisters von Mariupol keine Zivilisten das belagerte Asowstal-Stahlwerk verlassen. In der Hafenstadt selbst warteten rund 200 Menschen darauf, sich in Sicherheit zu bringen, sagte Wadym Bojtschenko. Es seien bis zum Nachmittag keine Busse angekommen.

Am Mittwoch seien 80 Menschen aus Mariupol herausgebracht worden. Ein kleiner Konvoi mit Zivilisten habe Mariupol verlassen und sei nun auf dem Weg nach Saporischschja, das unter ukrainischer Kontrolle ist. In Mariupol harrten noch immer mehr als 100.000 Menschen aus, sagte Bojtschenko.

Der russische Verteidigungsminister Schoigu teilte zudem mit, dass die Stadt stark vermint sei. „Alle wichtigen Objekte der städtischen Infrastruktur, darunter auch der Seehafen und das Fahrwasser wurden nicht nur vermint, sondern auch noch blockiert durch Schwimmkräne“, sagte er. Vielen ausländischen Schiffen sei dadurch die Ausfahrt verwehrt worden.

Mariupol war schon kurz nach Beginn des von Putin am 24. Februar befohlenen Angriffskrieges gegen die Ukraine von russischen Truppen eingekreist worden. Die Stadt wurde bei den Gefechten weitgehend zerstört. (dpa, Reuters)

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