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Wahlverlierer Scott Morrison

© AFP/Saeed Khan

Pleiten, Pech und Pannen in Australien: Scott Morrisons Fehler lassen die Sozialdemokraten triumphieren

Die Sozialdemokraten gewinnen die Wahl in Australien. Doch sie profitierten vor allem von der Unbeliebtheit des Gegners. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lion Grote

Anthony Albanese und seine Sozialdemokraten haben es geschafft. Nach fast zehn Jahren und einigen – eher peinlichen – Wahlniederlagen führen sie die nächste australische Regierung an. Doch drei Punkte sollten Albo, wie Albanese in Down Under genannt wird, trotz des Sieges zu denken geben.

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Erstens ist das Ergebnis vor allem eine Niederlage für den bisherigen Premier, den konservativen Scott Morrison. Seine zuweilen scharfe Rhetorik und sein oft ungeschicktes Auftreten haben viele Wählerinnen und Wähler abgeschreckt.

So fährt Morrison seit Jahren einen scharfen Konfrontationskurs gegen China. Zuletzt wurde sogar diskutiert, ob Australien in der Lage wäre, einen Krieg zu führen. Zwar sehen auch viele Bürgerinnen und Bürger in China eine Bedrohung, Säbelrasseln aber kann dabei keine Lösung sein.

Hinzu kamen in den vergangenen Jahren einige Pannen, die sich Morrison leistete. Während schwerster Buschbrände 2019 machte er Urlaub mit der Familie auf Hawaii. Bei einem Besuch im Katastrophengebiet einige Woche später nötigte er Anwohner zum Handshake, in dem er vor laufenden Kameras einfach ihre Hände ergriff.

Während der Corona-Pandemie riegelte er sein Land zwar konsequent ab, schaffte es aber lange Zeit nicht, Impfstoffe zu beschaffen und Impfquoten zu erhöhen. Australien lag zeitweise hinter allen anderen westlichen Nationen. Morrison entschuldigte sich dafür öffentlich.

Und mangelndes Mitgefühl mit Frauen erklärte Morrison schon mal damit, dass Männer eben weniger sensibel seien. Da kann man nichts tun.

Für all das (und noch mehr) gab es nun die Quittung.

Anthony Albanese wird aller Voraussicht nach neuer Premierminister Australiens.
Anthony Albanese wird aller Voraussicht nach neuer Premierminister Australiens.

© REUTERS/Jaimi Joy

Zweitens lernt Australien langsam, dass die Politik auch aus mehr als zwei Parteien bestehen kann. Schon vor dem Endergebnis war klar, dass sowohl die Grünen, als auch unabhängige Kandidaten mehr Sitze im Parlament gewinnen konnten.

Vor allem in den Ballungsräumen an der Ostküste können sich die beiden großen Parteien ihrer Sache nicht mehr sicher sein. Aus deutscher Sicht eine normale Entwicklung, für Australierinnen und Australier ein politischer Wandel. Manch ein Politiker sprach gar von Chaos.

Albanese wäre gut beraten, auch auf diese Gruppen zuzugehen und Offenheit zu zeigen. Zu glauben, deren Wähler würden sich schon irgendwann wieder „den Großen“ zuwenden, könnte fatal enden.

Mehr tun gegen den Klimawandel

Drittens muss Australien seinen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel erhöhen. Auch das zeigt die Wahl. In Umfragen sah man schon länger, dass ein Großteil der australischen Bevölkerung findet, ihr Land würde zu wenig tun.

Scott Morrison ist vielleicht kein Leugner des menschengemachten Klimawandels, doch tat er stets so, als hätte Australien damit nichts zu tun. Dabei sind die Auswirkungen gerade in Down Under verheerend.

Immerhin 21 Prozent der Befragten nannten bei einer Umfrage das Thema „Klimawandel und Umweltschutz“ als wahlentscheidend. Gleichauf mit dem Thema „wirtschaftliche Entwicklung“ – in dem sich Morrison stets als Experte präsentierte.

Albanese kündigte im Wahlkampf an, dass er sein Land aus der Ecke der internationalen Klimawandel-Skeptiker herausholen wolle. Die Chance dafür hat er jetzt.

Lion Grote

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