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Der Personalmangel hat auch erhebliche Folgen für die Mitarbeiter.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB

Umfrage unter Leitungskräften: Pflegeheime bieten wegen Personalnot nicht genug Plätze

Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass Heime gezwungen sind , Pflegebedürftige abzulehnen. Dies betrifft die Kurz- und Langzeitpflege.

Ob Wartelisten für einen Heimplatz oder fehlende Plätze für Kurzzeitbetreuung: Der Personalmangel in der Altenpflege macht sich für Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, immer drastischer bemerkbar. 83 Prozent der Einrichtungen sahen sich wegen nicht vorhandener Fachkräfte im vergangenen Quartal beispielsweise gezwungen, Anträge auf Langzeitpflege abzulehnen. Und fast jedes zweite Haus hatte im Jahr 2017 deshalb entweder gar keine oder nur sehr wenige Kurzzeitpflegeplätze im Angebot.

Das sind aktuelle Ergebnisse des sogenannten Pflege-Thermometers 2018 – einer bundesweiten repräsentativen Befragung von Leitungskräften durch das Institut für angewandte Pflegeforschung. Sie zeigten, „unter welchem enormen Druck die teil- und vollstationären Einrichtungen stehen“, sagt Vorstandsvize Michael Isfort.

71 Prozent der Befragten gaben an, dass für ihr Haus mittlerweile Wartelisten existierten. Nur 38 Prozent empfinden das Angebot für vollstationäre Pflege in ihrer Region als gesichert. Und 22 Prozent berichteten von einem zeitweilig kompletten Aufnahmestopp in ihrer Einrichtung aufgrund von Personalmangel.

Das Nadelöhr ist der Fachkräftemangel

Doch das Problem betrifft nicht nur die Langzeitpflege. In 84 Prozent der Häuser hagelte es in den vergangenen drei Monaten auch Absagen an Menschen, die sich für einen Kurzzeitpflegeplatz bewarben. Hier schätzten nur 15 Prozent der befragten Leitungskräfte, also nicht mal jeder Fünfte, die Kapazitäten als gesichert ein. Auch Kurzzeitpflege, so resümiert Isfort, sei mittlerweile offenbar „nichts, was man in kurzer Zeit regeln kann“.

Das Nadelöhr ist der Fachkräftemangel. 84 Prozent berichteten von Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. 81 Prozent der Befragten bezeichneten die Bewerbersituation als unzureichend, 83 Prozent beobachten eine sinkende Qualität der Bewerbungen. Und 62 Prozent gaben zu, aufgrund ihrer Personalnot im vergangenen Jahr auch Bewerber als Pflegekräfte eingestellt zu haben, die sie vor fünf Jahren noch abgelehnt hätten.

Wegen der Aussichtslosigkeit, Fachkräfte vermittelt zu bekommen, verzichte inzwischen nahezu jede dritte Einrichtung darauf, offene Stellen bei der Arbeitsagentur zu melden, heißt es in der Studie. Entsprechend verfälscht sei demnach auch die Bundesstatistik.

Personalnot hat auch erhebliche Folgen für Mitarbeiter

Auf Basis der vorliegenden Kennzahlen könne man aktuell von rund 17.000 offenen und direkt zu besetzenden Stellen in den Pflegeberufen ausgehen. Für 14.000 dieser Stellen suche man Fachpersonal mit dreijähriger Ausbildung. Und von den Pflegereformen der vergangenen Legislatur profitieren wegen des Personalnotstands viele Häuser auch nicht. 30 Prozent gaben an, die zusätzlich gewährten Finanzmittel wegen nicht rekrutierbarer Fachkräfte schlicht verfallen lassen zu müssen.

Der Personalmangel hat natürlich auch erhebliche Folgen für die Mitarbeiter. Von einer gestiegenen Krankheitsdauer im vergangenen Jahr berichteten 43 Prozent der Befragten, von mehr Überstunden 24 Prozent. Im Vergleich: 2016 hatten nur sieben Prozent über längere Fehlzeiten und 20 Prozent über eine gestiegene Überstundenlast geklagt.

Dabei ist die Belastung für das Personal auch durch die Patienten gestiegen. Zwei von drei Heimbewohnern leiden den Befragten zufolge an neurokognitiven Störungen wie etwa Demenz. 82 Prozent berichten von einer Zunahme komplexer medizinischer Problemlagen. Dazu kämen immer mehr Bewohner mit Suchtproblematik, ohne Angehörige und aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Als größte Risiken für Beschäftigte werden Muskel- und Rückenerkrankungen sowie psychische Probleme genannt. Zunehmende Gewalt gegenüber Pflegekräften befürchtet fast jede zweite Leitungskraft.

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