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Papst Franziskus 2013 bei einem Besuch bei seinem Vorgänger Benedikt XVI.

© epd

Casdorffs Agenda: Papst Benedikt und der Zeitgeist

Die Kirche muss sich öffnen. Tradition alleine wird dem Katholizismus nicht hochhalten, nicht in Europa. Ein Brückenschlag zur übrigen Welt ist nötig. Ein Kommentar.

Es ist ein Kreuz. Da gibt es nun schon zwei Päpste – und jetzt streiten die auch noch. Ja, nicht so, wie sich gewöhnliche Leute streiten. Aber was Benedikt, der Abgedankte, auf der Beisetzungsfeierlichkeit für den ehemaligen Berliner und Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, in seinem Namen hat verlesen lassen, ist eine Botschaft in mehrerlei Hinsicht. Einmal, dass es den großen Kirchen(ober)lehrer Benedikt noch gibt, zum anderen, dass er sich nicht gerade am Kurs seines Nachfolgers ergötzt.

Der Zeitgeist, ja, der ist Benedikts ewiges Thema, und den sieht er überall. Zum Teufel mit ihm! Das mag schon sein – nur ist es so, dass der Kurs, für den Benedikt und sein Meisner standen, der zutiefst konservative, die katholische Kirche nicht vorangebracht hat. Sondern sie seltsam rückwärtsgewandt erscheinen ließ.

Wenn einem nun aber das Zusammensein in Katakomben, fernab der Welt, der natürlich feindlichen, nicht genug ist – dann muss sich die Kirche öffnen. Tradition alleine wird den Katholizismus nicht hochhalten, nicht in Europa. Wenn dazu der Brückenschlag zur übrigen Welt nicht gelingt, dann wird es erst recht schwierig. Franziskus ist der Papst. Er steht für den Aufbruch. Und er trägt das Kreuz. Benedikt hatte seine Zeit. Man kann allerdings darüber streiten, ob es eine gute war.

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