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Treibhausgase: Nur noch acht Jahre für Klimarettung

Laut UN-Klimarat bleibt der Menschheit nur noch bis 2015, um eine Klimakatastrophe abzuwenden. Bis dann muss der weltweite Treibhausgasausstoß entgültig sinken. Allerdings könnten die Kosten geringer ausfallen als zunächst angenommen.

Bankok - "Wir haben nicht mehr viel Zeit zum Handeln, die Reduktionsziele für den Treibhausgasausstoß müssen ehrgeiziger sei", mahnte einer der Mitherausgeber des dritten Teils des Reports, Prof. Olav Hohmeyer von der Universität Flensburg. Dieser letzte Teil des Weltklimareports beschäftigt sich mit möglichen Maßnahmen gegen den Klimawandel. Mehrere hundert Wissenschaftler aus aller Welt haben jahrelang daran gearbeitet. "Wir müssen handeln und dürfen keine zehn Jahre mehr warten." Die Kosten für eine Eindämmung des Klimawandels halten sich nach Einschätzung des UN-Klimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) derzeit noch in Grenzen.

Wenn der globale Temperaturanstieg im beherrschbaren Bereich von 2,0 bis 2,4 Grad Celsius bleiben soll, koste dies im Jahr weniger als 0,12 Prozentpunkte des weltweiten Wirtschaftswachstums, heißt es in seinem Bericht. Die Autoren des Reports halten es sogar für möglich, dass der Einsatz klimaschützender Technologien das Wachstum leicht beschleunigt. "Wir haben alle Technologien, die wir dafür brauchen, das Problem nachhaltig anzufassen", betonte Hohmeyer. "Die Handlungsmöglichkeiten sind ökonomisch preiswert."

"Lösungen bekommen klare Kontur" Um den Temperaturanstieg auf den beherrschbaren Bereich zu begrenzen, muss der immer noch steigende Treibhausgasausstoß dem Report zufolge drastisch reduziert werden. Spätestens in acht Jahren dürfen die weltweiten Kohlendioxidemissionen nicht weiter ansteigen und müssten bis Mitte des Jahrhunderts um 50 bis 85 Prozent sinken - verglichen mit den Werten vom Jahr 2000.

Der Direktor des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, warnte angesichts der teils dramatischen Prognosen möglicher Klimawandelfolgen vor Fatalismus. "Im Jahr 2007 werden uns nicht nur die Konsequenzen in drastischer Weise vor Augen geführt, sondern die Lösungen bekommen eine klarere Kontur", sagte Steiner. "Der dritte Teil des Berichts setzt sich mit der Machbarkeit von Lösungsansätzen auseinander, das ist Grund für Mut und Optimismus."

Keine Opfer aber anderer Lebensstil nötig

Denn der Klimawandel kann nach Überzeugung der namhaftesten Wissenschaftler der Welt ohne Einbußen in der Lebensqualität gestoppt werden. Das betonte Ogunlade Davidson, der Ko-Vorsitzende der Klima-Arbeitsgruppe, die am Freitag in Bangkok ihren Bericht vorlegte. "Es geht hier nicht um Opfer, die die Menschen bringen müssen, sondern um Änderungen des Lebensstils. Wenn wir so weitermachen wie bisher, kommen wir in Teufels Küche." So schlagen die Wissenschaftler zum Beispiel vor, mehr Rad zu fahren und zu laufen, statt das Auto zu benutzen. "Wir haben in unserer Sitzung hier irgendwann die Temperatur der Klimaanlage heraufgesetzt, weil es uns zu kalt war", sagte der zweite Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Bert Metz. "Damit haben wir einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet und es angenehmer gehabt." Im Hinblick auf die Entwicklungsländer meinte Davidson: "Man kann die Einkommen der Menschen steigern und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen reduzieren."

Nach der Analyse der Wissenschaftler sind die Kosten, um den Klimawandel aufzuhalten, überschaubar. "Im ehrgeizigsten Szenario würden das Weltwirtschaftswachstum bis 2030 im Jahr höchstens 0,12 Prozentpunkte niedriger liegen", sagte Metz. Es gebe weitere Vorteile ambitionierter Klimaschutzziele: weniger Krankheiten auf Grund geringerer Luftverschmutzung und höhere Energiesicherheit, wenn die Länder unabhängiger von Importen wie Öl oder Kohle seien.

Ein Tonne CO2 kostet derzeit nur einen Euro in Europa Die Wissenschaftler haben keine Handlungsanweisungen gemacht und sich nicht zur Atomenergie positioniert. Allerdings wurden unter anderem das wirtschaftliche Potenzial von verschiedenen Klimarichtlinien untersucht. "Wenn eine Tonne Treibhausgas zwischen 20 und 50 Dollar (15 bis 37 Euro) kosten würde, werden viele Investitionen (in Technologien mit weniger Treibhausgasausstoß) bereits attraktiv", sagte Metz. Der Preis richtet sich nach dem Markt. Je ambitionierter die Politikvorgaben sind und je höher die Auflagen zur Reduzierung der Treibhausgase, desto höher der Preis.

Im europäischen Handel mit CO2-Zertifikaten liegt der Preis nach Angaben der Umweltstiftung WWF zur Zeit bei rund einem Euro pro Tonne. Untern anderem seien der Industrie zu viele Zertifikate zugeteilt worden, sagte Klimaexperte Stephan Singer. Ab Anfang nächsten Jahres soll der Preis mit den neuen Zertifikaten auf etwa 20 Euro steigen. "Ohne Marktkräfte, die den Treibhausgaspreis bestimmen, wird man die erwünschte Reduktion im Treibhausgasausstoß kaum erreichen", sagte der Vorsitzende des Weltklimarates, Rajendra Pachauri. (tso/dpa)

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