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Nordkorea hat in diesem Jahr schon mehr als 50 Raketen abgefeuert (Symbolbild).

© Foto: dpa/AP/Ahn Young-Joon

Update

Verschärfte Spannungen an Grenzline: Südkorea kontert nordkoreanischen Raketentest

Beim jüngsten nordkoreanischen Raketentest soll ein Projektil nahe den Hoheitsgewässern Südkoreas eingeschlagen sein. Auf einer Insel wurde Luftalarm ausgelöst.

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Die Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea verschärfen sich zusehends. Nordkorea feuerte am Mittwoch nach Angaben des südkoreanischen Militärs mehr als zehn Raketen unterschiedlicher Typen an der Ost- und Westküste ab. Eine ballistische Kurzstreckenrakete habe die Seegrenzlinie im Osten überquert.

Nach Angaben des Militärs kam das Geschoss den südkoreanischen Hoheitsgewässern „so nahe wie nie zuvor“ eine Rakete seit Ende des Koreakriegs im Jahr 1953. Die Rakete landete nach Militärangaben nur 57 Kilometer östlich des südkoreanischen Festlands. Dieser Umstand sei „sehr selten und nicht hinnehmbar“. Auf der Insel Ulleung vor der Ostküste wurde zudem Luftalarm ausgelöst. Die Bewohner Ulleungdos wurden aufgefordert, sich in den „nächstgelegenen unterirdischen Schutzraum“ zu begeben. Südkorea antwortete mit dem Abschuss eigener Raketen aus Kampfjets ins offene Meer nördlich der Grenzlinie.

Die neuen nordkoreanischen Raketentests wurden in Südkorea als Reaktion auf die größte Luftwaffenübung der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte seit Jahren gesehen. Nordkorea hatte beiden Ländern „rücksichtslose“ militärische Provokation vorgeworfen und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Die mehrtägigen Übungen in Südkorea seien lange vorbereitet gewesen und dienten der gemeinsamen Verteidigung, sagte ein Pentagon-Sprecher am Dienstag (Ortszeit). An dem Manöver sind Hunderte Kampfflugzeuge beider Staaten beteiligt

Die Spannungen in der Region bauen sich seit Monaten immer mehr auf. Nordkorea hatte in diesem Jahr bereits mehr als 50 Raketen abgefeuert - die meisten davon ballistische Raketen mit unterschiedlichen Reichweiten. Unter den Raketen am Mittwoch waren laut Angaben Südkoreas mindestens drei ballistische Flugkörper von kurzer Reichweite.

Südkoreas Präsident sieht „Verletzung unseres Territoriums“

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen. Diese können je nach Bauart mit einem Atomsprengkopf bestückt werden. Das autoritär geführte Land liegt wegen seines Atomwaffenprogramms schon seit Jahren mit der internationalen Gemeinschaft im Streit und ist harten Sanktionen unterworfen.

Südkoreas Militär erhöhte nach den neuen Raketentests des Nachbarlandes seine Alarmbereitschaft. Präsident Yoon Suk Yeol warf Pjöngjang Provokation vor, die „praktisch eine Verletzung unseres Territoriums durch eine Rakete darstellt, die die Nördliche Grenzlinie (NLL) zum ersten Mal seit der (Landes-)Teilung“ überquert habe. Dafür müsse Nordkorea einen Preis bezahlen. Die Seegrenze war zum Ende des Koreakriegs im Jahr 1953 von einer US-geführten UN-Truppe gezogen worden, sie wurde von Pjöngjang jedoch nie anerkannt. An ihr kam es im Laufe der Jahre wiederholt zu Vorfällen zwischen beiden koreanischen Staaten. 

Japanische Küstenwache zu Wachsamkeit aufgerufen

Japan bestätigte ebenfalls den Abschuss mutmaßlicher ballistischer Raketen durch Nordkorea, die japanische Küstenwache rief Schiffe zur Wachsamkeit auf. Regierungschef Fumio Kishida sagte vor Journalisten, er wolle so bald wie möglich eine „nationale Sicherheitssitzung“ einberufen.

Die am Mittwoch von Nordkorea ausgeführten Raketenabschüsse seien „die aggressivste und bedrohlichste bewaffnete Machtdemonstration gegen den Süden seit 2010“, sagte Cheong Seong Chang vom südkoreanischen Sejong-Institut der Nachrichtenagentur AFP. Nun herrsche eine „gefährliche und instabile Situation, die zu bewaffneten Konflikten führen könnte“.

Im März 2010 hatte ein nordkoreanisches U-Boot die südkoreanische Korvette „Cheonan“ torpediert und 46 Seeleute getötet, darunter 16 Wehrdienstleistende. Im November desselben Jahres beschoss Nordkorea eine südkoreanische Grenzinsel und tötete dabei zwei Marinesoldaten, beide junge Wehrpflichtige. (dpa/AFP)

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