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David Trimble war knapp vier Jahre lang Regierungschef von Nordirland.

© REUTERS/File Photo

Co-Architekt des Karfreitagsabkommens: Nordirischer Friedensnobelpreisträger Trimble gestorben

Dank seiner Initiative endete 1998 der jahrzehntelange Bürgerkrieg in Nordirland. Der britische Premier Johnson würdigt Trimble als „politischen Giganten“.

Der nordirische Friedensnobelpreisträger David Trimble ist tot. Der frühere nordirische Regierungschef, einer der Architekten des Karfreitagsabkommens von 1998, sei im Alter von 77 Jahren „nach kurzer Krankheit friedlich verstorben“, teilte seine pro-britische Partei Ulster Unionist Party (UUP) am Montag mit.

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Trimble war 1998 gemeinsam mit dem katholischen Politiker John Hume für seine Bemühungen um die Lösung des Nordirland-Konflikts mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden.

Gemeinsam mit Hume von der mehrheitlich katholischen Social Democratic and Labour Party (SDLP) war er an der Aushandlung des Karfreitagsabkommens von 1998 beteiligt, mit dem der jahrzehntelange blutige Nordirland-Konflikt überwunden wurde.

Gegen interne Widerstände machte er sich für einen Kompromiss mit der katholisch-republikanischen Seite stark. So war Trimble der erste UUP-Vorsitzende seit 30 Jahren, der sich im Rahmen des Friedensprozesses mit dem damaligen irischen Regierungschef in Dublin traf.

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1998 wurde er Regierungschef der britischen Provinz Nordirland. Er saß später im britischen Unterhaus in London und ab 2006 im britischen Oberhaus.

Johnson würdigt Trimble als „Giganten“

Der scheidende britische Premierminister Boris Johnson würdigte Trimble als „Giganten der britischen und internationalen Politik“. Trimble werde „für seinen Intellekt, seinen persönlichen Mut und seine wilde Entschlossenheit, die Politik zum Besseren zu verändern, lange in Erinnerung bleiben“, schrieb Johnson auf Twitter.

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Irlands Premierminister Micheal Martin würdigte Trimbles „entscheidende und mutige Rolle darin, Nordirland Frieden zu bringen“. Michelle O'Neill von der Sinn-Fein-Partei, die Nordirlands nächste Regierungschefin werden soll, erklärte, Trimble habe einen „sehr bedeutenden Beitrag zum Friedensprozess“ geleistet.

Der irische Ex-Regierungschef Bertie Ahern würdigte Trimble. Er sei in schwierigen Zeiten vorangegangen, sagte Ahern.

Politisches Vermächtnis in Gefahr

Das Karfreitagsabkommen von 1998 hatte den rund 30-jährigen Nordirlandkonflikt beendet. Bei der Gewalt zwischen irisch-katholische Nationalisten, die einen Zusammenschluss mit Irland wollten, und protestantische Loyalisten waren rund 3500 Menschen getötet worden.

Das Karfreitagsabkommen sichert neben der Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken einen reibungslosen Austausch zwischen dem Norden und dem Süden der Insel zu.

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Trimble verstarb nun in Zeiten wieder wachsender Spannungen in Nordirland. Grund ist der Streit über das Nordirland-Protokoll. Dieses ist Teil des Abkommens zwischen Brüssel und London zum EU-Austritt und soll die Zollkontrollen des Warenaustauschs zwischen Nordirland und dem übrigen Großbritannien regeln.

London hatte dem Protokoll ursprünglich zugestimmt, um Kontrollen an der inner-irischen Grenze zu verhindern, da dies den Friedensprozess in der ehemaligen Unruheregion gefährden könnte. Nun aber will die britische Regierung die meisten Kontrollen zwischen Nordirland und Großbritannien abschaffen und britische Händler für Waren nach Nordirland von der Pflicht zur EU-Zollanmeldung befreien.

London argumentiert, das Nordirland-Protokoll untergrabe den Frieden in der Region, indem es die dortige Regierung blockiere. Die pro-britische Partei DUP widersetzt sich seit Wochen der Regierungsbildung in Nordirland unter Führung von Sinn Fein und fordert die Abschaffung des Protokolls. Auch Trimbles UUP, die an Bedeutung hinter die DUP zurückgefallen ist, ist für eine Abschaffung des Protokolls.

Die EU lehnt eine grundsätzliche Überarbeitung des Abkommens ab und wertet einseitige Änderungen als Verstoß gegen internationales Recht. (dpa, AFP)

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