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Alok Sharma ist britischer Minister für Wirtschaft und Energie sowie Vorsitzender der nächsten Klimakonferenz (COP 26) in Glasgow.

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Noch ein Jahr bis zur Klimakonferenz in Glasgow: „Startschuss für ein stärkeres Engagement“

Großbritannien setzt auf Deutschland als Partner, um die historische Herausforderung der Erderwärmung zu meistern, schreibt der Präsident der UN-Klimakonferenz.

In genau einem Jahr wird Großbritannien zum Weltklimagipfel COP 26 einladen. Ein wichtiger Moment, bei dem die Welt zusammenkommen und ehrgeizige neue Schritte beschließen muss, um der katastrophalen Erwärmung unserer Erde entgegenzuwirken.

Dieses Thema ist von elementarer Bedeutung, gerade auch in einer Zeit, in der die Bewältigung der Pandemie erneut weite Teile des öffentlichen Lebens zum Erliegen bringt, denn es entscheidet über das zukünftige Leben auf unserem Planeten.

Denn während wir versuchen, die Pandemie einzudämmen, treten die Gefahren des Klimawandels immer deutlicher zutage. Gerade in diesem Jahr erlebten wir nie dagewesene Hitzeperioden in Sibirien, flutartige Überschwemmungen in ganz Ostafrika und riesige Flächenbrände im Westen der Vereinigten Staaten.

Alle Länder, die Folgen der Pandemie und Naturkatastrophen zu bewältigen haben, müssen auch eine wichtige Entscheidung treffen. Sollen sie in einen klimafreundlichen Aufschwung investieren oder den Ausstoß schädlicher Emissionen auf Jahrzehnte hinaus fortschreiben? Die wissenschaftliche Beweislage ist erdrückend, die erforderlichen Technologien sind wirtschaftlich rentabel, und die gesellschaftliche Akzeptanz ist trotz der aktuellen Gesundheitskrise größer denn je zuvor. Was wäre also ein besserer Zeitpunkt für eine Trendwende als jetzt?

Chinas bringt neue Dynamik

Als Vorsitzender der COP 26 finde ich all das, was Regierungen und Unternehmen bisher getan haben, um sich für das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 einzusetzen, sehr ermutigend. Nach Information des Climate Action Tracker sind inzwischen 126 Länder, die zusammen über die Hälfte der globalen Emissionen zu verantworten haben, Verpflichtungen zur Kohlenstoff- bzw. Klimaneutralität eingegangen.

Großbritannien hat sich letztes Jahr per Gesetz dazu verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Unter deutscher Ratspräsidentschaft einigten sich die Regierungen der EU gerade darauf, ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2050 ebenfalls gesetzlich zu verankern. Bis Dezember werden sie sich, so wird erwartet, auch auf ein höheres Reduktionsziel von 55 Prozent bis 2030 verständigen. Eine positive Dynamik entstand in den letzten Wochen auch durch die Ankündigung von China, bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden, sowie durch Japans Entschluss, bis 2050 klimaneutral zu sein und – ganz wichtig – seine Kohlepolitik zu ändern.

Darüber hinaus haben mehr als 1000 größere Unternehmen, 45 Großinvestoren und über 400 Städte und 22 Regionen aufs Tempo gedrückt und sich verpflichtet, ihre Emissionen bis 2050 auf Null zu senken, indem sie sich der großartigen UN-Inititative „Race to Zero“ angeschlossen haben. Darunter sind auch 25 deutsche Unternehmen aus einem breiten Spektrum: von Adidas, Beiersdorf, Telekom über Mercedes-Benz, Tchibo und SAP bis hin zu Investoren wie Allianz und Munich Re. Die Stadt Berlin und das Land Thüringen sind dieser Initiative ebenfalls beigetreten, die nichtstaatliche Akteure für das Ziel der Klimaneutralität gewinnen will. Mithilfe einer solch breiten Allianz lassen sich unsere politischen Ziele umsetzen und die großen Chancen nutzen, die der klimafreundliche Umbau unserer Wirtschaft bietet.

Klimaneutralität ist entscheidende Richtschnur

Warum sind langfristige Klimaneutralitätsziele so wichtig? Weil sie Staaten, Unternnehmen und Organisationen einen eindeutigen Pfad in die Zukunft weisen, mit einer Richtschnur für langfristige Investitionsentscheidungen in einem verlässlichen politischen Umfeld.

All diese Akteure haben einen wirklich positiven Anfang gemacht, aber jetzt muss noch mehr geschehen. Die Bekämpfung und Anpassung an den Klimawandel kann, wie wir alle wissen, nicht warten. Ankündigungen der Klimaneutralität müssen flankiert werden durch sofortiges und entschiedenes Handeln in allen Bereichen – in der Energiewirtschaft, im Verkehr, in der Industrie oder in der Landwirtschaft – und hierfür braucht es mehr öffentliche und private Gelder, die gezielt für entsprechende Maßnahmen eingesetzt werden.

Zum fünften Jahrestag des richtungsweisenden Pariser Abkommens lädt Großbritannien gemeinsam mit der UN, Frankreich, Chile und Italien am 12. Dezember zu einem Climate Ambition Summit ein. Zu dieser virtuellen Konferenz sind alle Staaten eingeladen, die das Pariser Abkommen unterzeichnet haben. Der Schwerpunkt liegt auf Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen und zum Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels, sei es durch Anpassung oder durch Klimafinanzierung. Ich möchte alle Länder dazu aufrufen, möglichst ehrgeizige Zusagen auf den Tisch zu legen, damit dieser Jahrestag ein Schlüsselmoment und ein Meilenstein wird auf dem Weg zum Klimagipfel in einem Jahr.

Großbritannien wird die Zeit bis zur COP 26 nutzen, um für ein noch ambitionierteres klimapolitisches Engagement zu werben. Wir vertrauen darauf, dass enge Partner wie Deutschland uns dabei unterstützen, diese historische Herausforderung zu meistern.

Alok Sharma

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