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Um sie vor Angriffen zu schützen, stehen Synagogen, wie diese in Berlin-Kreuzberg, bis heute unter Polizeischutz

© dpa/Gregor Fischer

Exklusiv

Antisemitismus: Niedrige Aufklärungsrate bei Angriffen auf Synagogen

Durchschnittlich jede zweite Woche wurde im letzten Jahr in Deutschland eine Synagoge angegriffen. Die Zahlen bei den Schändungen jüdischer Friedhöfe stiegen im Vergleich zu 2016 an.

Von Frank Jansen

Antisemiten haben nach Informationen des Tagesspiegels im vergangenen Jahr bundesweit im Durchschnitt mindestens jede zweite Woche eine Synagoge angegriffen. Die Polizei registrierte 2017 insgesamt 27 Attacken auf jüdische Gotteshäuser. Hinzu kommen 20 Schändungen jüdischer Friedhöfe. Die Zahlen entstammen der Antwort des Bundesinnenministeriums auf Schriftliche Fragen von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke). Das Papier liegt der Zeitung vor.

Die meisten Angriffe auf Synagogen, insgesamt acht, meldete Nordrhein-Westfalen. Es folgen Baden-Württemberg mit vier Taten, Bayern mit drei sowie Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen mit je zwei. Niedersachen und Bremen berichteten von je einer Attacke. Die restlichen sechs Bundesländer blieben verschont. Die Polizei konnte nur bei vier Angriffen die Täter ermitteln. Es handelte sich um je ein Delikt in Mühlhausen (Thüringen), Münster (NRW), Augsburg (Bayern) und Bremen.

Bei den Schändungen jüdischer Friedhöfe berichteten Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen über je drei Fälle. In Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt kam es zu je zwei Angriffen. Berlin, Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Niedersachsen und Thüringen meldete je eine Schändung. Nur in Hamburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gab es keine Angriffe auf jüdische Friedhöfe. Die Polizei konnte nur eine Tat aufklären, das war der Angriff in Niedersachsen.

Weitere Details teilte das Bundesinnenministerium nicht mit. Vergleiche mit früheren Jahren sind angesichts fehlender Angaben zu Angriffen auf Synagogen nur bei den Friedhofsschändungen möglich. Aus älteren Antworten des Ministeriums geht hervor, dass die Zahlen langfristig rückläufig sind. Im Jahr 2002 hatte die Polizei 60 antisemitische Attacken auf Friedhöfe festgestellt. 2006 waren es noch 39. Im Jahr 2014 registrierte die Polizei 27 Schändungen, 2015 insgesamt 22 und 2016 waren es 18. In den drei Jahren konnten lediglich in vier Fällen die Täter ermittelt werden.

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