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US-Präsident Donald Trump.

© Imago/ZUMA Wire

Neues Enthüllungsbuch über Donald Trump: Schwieg Woodward zu lange?

Der Star-Reporter Bob Woodward hat ein Enthüllungsbuch vorgelegt, das Trumps frühes Wissen über das Ausmaß der Coronakrise offenbart. Nun ist eine Debatte um den Erscheinungstermin entbrannt.

Zeitgleich mit der Bombe, die der Starreporter Bob Woodward am Mittwoch platzen ließ, ist eine Debatte um den Zeitpunkt seiner Enthüllungen entbrannt. Hätte Woodward Leben retten können, lautet die Frage, wenn er seine Erkenntnis, dass US-Präsident Donald Trump das Ausmaß der Coronakrise frühzeitig kannte und bewusst verschwieg, schon vor Monaten veröffentlicht hätte?

Woodwards Buch „Rage“, für das er 18 Interviews mit dem Präsidenten führte, erscheint eigentlich erst am kommenden Dienstag. Aber die „Washington Post“ hatte am Mittwoch über Auszüge berichtet, und der Sender CNN veröffentlichte Mitschnitte der Gespräche. Darin ist zu hören, wie Trump zugibt, bereits Ende Februar gewusst zu haben, dass sich das Virus über die Luft überträgt und dass es sehr tödlich ist. Zu diesem Zeitpunkt und auch noch Wochen später spielte der Präsident aber die Gefahren durch Corona immer wieder herunter und erklärte, das Virus werde von alleine wieder „verschwinden“.

Bis heute fordert er beispielsweise Menschen in seiner Umgebung auf, Schutzmasken abzulegen, obwohl erwiesen ist, dass diese dabei helfen, die Verbreitung des Virus zu begrenzen. „Bewusst“ habe er verharmlost, sagt Trump auf den Mitschnitten – und er wiederholte es am Mittwoch – , um „Panik“ zu vermeiden. Experten werfen Trump vor, damit Menschenleben gefährdet zu haben. Sein Herausforderer bei der Wahl im November, der Demokrat Joe Biden, bezichtigte ihn des „Verrats“ am eigenen Land.

Phil Murphy: Hätte eher Maßnahmen ergriffen

Phil Murphy, der demokratische Gouverneur von New Jersey und ehemalige US-Botschafter in Berlin, zeigte sich im Interview mit CNN schockiert. Wenn er das gewusst hätte, sagte er, dann hätte er schon damals seinen ganzen Bundesstaat dichtgemacht. In New Jersey, das als Einzugsgebiet des besonders hart getroffenen Bundesstaats New York gilt, sind bislang mehr als 16.000 der rund neun Millionen Einwohner gestorben. Zum Vergleich: In Deutschland mit seinen mehr als 83 Millionen Einwohnern sind durch das Virus offiziell rund 9400 Menschen ums Leben gekommen.

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Unterstützung erhielt Trump von dem Top-Virologen Anthony Fauci, der in der Vergangenheit auf ein entschlosseneres Vorgehen gegen das Virus gedrängt und Trump häufiger widersprochen hatte. „Ich erinnere mich an nichts, was eine grobe Verzerrung der Dinge gewesen wäre, über die ich mit ihm gesprochen habe“, sagte er dem Sender Fox News.

Von seiner eigenen Partei war nicht viel mehr zu hören, als dass man ja nicht wisse, in welchem Kontext Trump sich geäußert habe. Der Präsident habe generell aber alles richtig gemacht. Senator Lindsey Graham, der in South Carolina wiedergewählt werden will, erklärte: „Ich glaube nicht, dass er ins Fernsehen gehen und schreien muss, dass wir alle sterben werden.“ Lindsey wird in konservativen Kreisen vorgeworfen, dass er Trump zu den Interviews mit Woodward geraten habe.

Woodward selbst, dem vorgeworfen wird, sein Wissen für sich behalten zu haben, um am Erfolg seines Buches zu verdienen, verteidigte sich damit, er habe zunächst verifizieren müssen, was Trump eigentlich wann genau wusste. Derweil überschritt die offizielle Zahl der Corona-Toten in den USA am Mittwoch die Schwelle von 190.000.

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