zum Hauptinhalt
Alexander Graf Lambsdorff ist Vizechef der FDP-Bundestagsfraktion und soll von Sommer an die deutsche Botschaft in Moskau leiten.

© Imago/Christoph Hardt

Neuer Posten für den FDP-Außenexperten: Lambsdorff wird Botschafter in Moskau

Alexander Graf Lambsdorff ist ausgebildeter Diplomat. Ab Sommer soll der FDP-Politiker die deutschen Interessen in Russlands Hauptstadt vertreten. Im Krieg ist das eine Herausforderung.

Von Hans Monath

Es ist schon in Friedenszeiten eine der schwierigsten Aufgaben, welche die deutsche Diplomatie zu vergeben hat, - und nun wird ein FDP-Politiker sie in Zeiten des Krieges übernehmen: Alexander Graf Lambsdorff soll im Sommer Botschafter der Bundesrepublik in Moskau werden, wie Koalitionskreise dem Tagesspiegel bestätigten. Zuerst hatten das Internetportal „Pioneer“ und der „Spiegel“ über die Personalie berichtet.

Der 56-jährige ausgebildete Diplomat ist gegenwärtig Vizechef der FDP-Bundestagsfraktion und ein ausgewiesener Außenpolitiker, der seiner umgänglichen Art und klaren Sprache wegen auch in vielen Talkshows präsent ist.

Anders als etwa die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich Lambsdorff nicht als Kritiker angeblich zu zurückhaltender deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine profiliert. Er wird in Moskau den bisherigen Botschafter Geza von Geyr ablösen, der den Posten im September 2019 übernommen hatte.

Auch von Geyr ist ausgebildeter Diplomat, war vor der Versetzung nach Russland unter anderem Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes und Abteilungsleiter Politik im Verteidigungsministerium gewesen.

Da das autoritäre Regime Wladimir Putins seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine politische Abweichungen im Inneren streng verfolgt und jede Opposition mit Gefängnisstrafen bedroht, ist die Aufgabe der Botschaft, Kontakt zur russischen Zivilgesellschaft zu halten, noch schwieriger geworden.

Historisch belastetes Verhältnis: Zum 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland wurden unter anderem Interkontinentalraketen auf den Roten Platz in Moskau gefahren.
Historisch belastetes Verhältnis: Zum 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland wurden unter anderem Interkontinentalraketen auf den Roten Platz in Moskau gefahren.

© dpa/Alexander Zemlianichenko

Lambsdorff hatte nach Angaben aus Koalitionskreisen ursprünglich vorgehabt, neuer Botschafter in Washington zu werden, freut sich aber nun auf die neue Aufgabe. In Washington soll laut „Pioneer“ der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Andreas Michaelis Botschafterin Emily Haber ablösen.

Lambsdorff ist einer der wenigen Außenpolitiker im Bundestag, die das diplomatische Handwerk gelernt haben. Nach seiner Ausbildung zum Diplomaten arbeitete er unter FDP-Außenminister Klaus Kinkel im Planungsstab des Auswärtigen Amtes (AA), später war er dort zeitweise Länderreferent für Russland.

Der liberale Politiker aus Nordrhein-Westfalen (NRW) war vor seinem Einzug in den Bundestag 13 Jahre lang Mitglied des Europäischen Parlaments (2004 bis 2017), die letzten vier Jahre amtiere er dort als einer von dessen Vizepräsidenten. Bei der Bundestagswahl 2017 zog er auf der Landesliste NRW in den Bundestag ein.

Der FDP-Politiker ist ein scharfer Kritiker des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und hält eine diplomatische Lösung derzeit nicht für möglich. Jede Botschafterernennung muss vom Bundeskabinett gebilligt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false