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Polizei kam zu spät: Neue Kritik am Einsatz in Norwegen

Knapp vier Wochen nach dem Mord an 69 Menschen erheben norwegische Polizeibeamte schwere Vorwürfe gegen die eigenen Kollegen: Eine schwer bewaffnete Einheit soll dem Morden auf der Insel Utöya tatenlos zugesehen haben.

Der Skandal um den pannenhaften Einsatz der norwegischen Polizei beim Doppelanschlag auf Oslo und Utöya spitzt sich weiter zu. Noch immer gibt es nur wenige Informationen aus dem norwegischen Polizeiapparat zum Einsatz. Nicht einmal über den genauen zeitlichen Handlungsverlauf werden knapp vier Wochen nach dem Mord an 69 Menschen auf der Insel Utöya Angaben gemacht.

Am Mittwoch zitierten renommierte norwegische Medien anonyme Polizeibeamte. Was die über Kollegen berichten, ist nicht schmeichelhaft. Eine erste, früher eingetroffene und schwer bewaffnete Polizeieinheit aus einem nahe gelegenen Ort soll dem Morden auf Utöya am 22. Juli vom sicheren Festland aus tatenlos zugesehen haben. Die Beamten sollen demnach aus Angst um ihr eigenes Leben den Dienst verweigert haben. Trotz unzähliger Schüsse und Hunderten von Menschen, die um ihr Leben von der Insel wegschwammen, unterließen die Beamten ein sofortiges Eingreifen mit den an Ort und Stelle zur Verfügung stehenden Privatbooten. Dutzenden hätte das Leben gerettet werden können, so die anonyme Kritik aus der Polizei. Stattdessen warteten die laut dem Rundfunk NRK mit MP5-Maschinengewehren, Pistolen und schusssicheren Westen ausgerüsteten Beamten untätig auf die Verstärkung aus der 40 Kilometer entfernten Hauptstadt Oslo.

Doch damit nicht genug. Nachdem Breivik mit 50 Hinrichtungen sein Minimalziel erreicht hatte, rief er selbst, verwundert über das Fernbleiben der Polizei, um 17.59 Uhr die Notrufzentrale an. Der Täter bat dabei um seine Festnahme und versicherte, er werde sich widerstandslos ergeben. Doch zunächst kam niemand. Breivik mordete weiter.

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