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Protest gegen die Ermordung der 43 Studenten in Iguala

© Francisca Meza/epa/dpa

„Strukturelles Problem der Vertuschung“: Neue Ermittlungen im Fall der 43 ermordeten Studenten

Ausgrabungen auf einer Mülldeponie bei Iguala sollen aufklären, was mit den Studenten geschah. Internationale Menschenrechtsverbände äußern Kritik.

Fünf Jahre nach der mutmaßlichen Ermordung von 43 mexikanischen Studenten haben Vertreter von Staatsanwaltschaft und Armee mit neuen Ausgrabungen begonnen. Wie ein Sprecher der Opfer-Familien am Dienstag mitteilte, konzentrierte sich die Suche auf eine Mülldeponie nahe der Stadt Iguala, aus der die Studenten am 26. September 2014 vermutlich verschleppt worden waren.

Am Dienstag hätten Armeeangehörige das Deponiegelände der Ortschaft Tepecoacuilco abgesperrt und an zwei Punkten mit den Ausgrabungen begonnen, sagte der Sprecher Felipe de la Cruz. Die Ausgrabungen wurden demnach von einer von Präsident Andrés Manuel López Obrador ins Leben gerufenen Wahrheitskommission angeordnet.

Das Schicksal der Studenten erschüttert bis heute die Menschen in Mexiko: Die 43 Studenten eines linken Lehrerseminars im südmexikanischen Ayotzinapa waren im September 2014 verschwunden, als sie zu einer Demonstration in Mexiko-Stadt reisen wollten. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wurde die Gruppe im Süden des Bundesstaates Guerrero von korrupten Polizisten verschleppt und an die Drogenbande Guerreros Unidos ausgeliefert. Bandenmitglieder sollen sie für Angehörige eines verfeindeten Kartells gehalten, auf einer Müllkippe ermordet und verbrannt haben.

Unabhängige Experten der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte zweifeln aber an den Ergebnissen der offiziellen Ermittlungen. Die Regierung des damaligen Präsidenten Enrique Peña Nieto wurde wegen der schleppenden Aufarbeitung des Falls international kritisiert. Die Kontroversen um den Fall veranlassten seinen Nachfolger López Obrador zur Gründung der Wahrheitskommission.

Mexiko leidet unter einen hohen Kriminalitätsrate. Rivalisierende Banden liefern sich einen Krieg um die Vorherrschaft über den Drogenhandel. Mehr als 200.000 Menschen wurden seit 2006 im mexikanischen Drogenkrieg ermordet. Damals startete die Regierung unter Einsatz der Armee einen Feldzug gegen die Drogenkartelle. Kritiker machen diesen Einsatz maßgeblich für den Anstieg der Morde verantwortlich.

Regierung startete Feldzug gegen Drogenkartelle

Das deutsche Netzwerk Menschenrechtskoordination Mexiko kritisierte am Mittwoch eine unzureichende Aufklärung im Fall der 43 vermissten Studenten von Iguala. „Für ihre Familien, ihre Kommilitonen, für die mexikanische Gesellschaft und für weite Teile der internationalen Gemeinschaft ist das eine untragbare Situation“, erklärte das Netzwerk. Zu dessen Mitgliedern zählen etwa das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor und die deutsche Sektion von Amnesty International.

Die in Mexiko gängige Praxis mache Aufklärung in solchen Fällen unmöglich und zementiere ein „strukturelles Problem der Vertuschung“, kritisiert das Netzwerk weiter. In den vergangenen Wochen seien mehrere Hauptverdächtige in die Freiheit entlassen worden. Noch immer stehe der Fall der 43 Studenten „repräsentativ für systematische Straflosigkeit und die über 40.000 weiteren Opfer gewaltsamen Verschwindenlassens in Mexiko“. (KNA)

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