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Politik: Nazi-Jäger kritisiert Deutschland

Berlin - Sie stehen auf der Liste der zehn meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher der Welt. Und sie sind rechtskräftig wegen Mordes verurteilt – doch die drei ehemaligen SS-Männer leben seit Jahrzehnten unbehelligt in Deutschland.

Berlin - Sie stehen auf der Liste der zehn meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher der Welt. Und sie sind rechtskräftig wegen Mordes verurteilt – doch die drei ehemaligen SS-Männer leben seit Jahrzehnten unbehelligt in Deutschland. Klaas Faber, Sören Kam und Gerhard Sommer werden nicht an die Länder ausgeliefert, in denen sie ihre Verbrechen begangen haben, die Niederlande, Dänemark und Italien, weil sie deutsche Staatsbürger sind. In diesen Fällen habe Deutschland dauerhaft versagt, Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen, heißt es in einem neuen Bericht des Simon-Wiesenthal-Zentrums zur Verfolgung von NS-Verbrechern weltweit, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Deutschland wird in dem Bericht daher um eine Note schlechter bewertet als im Vorjahr.

Das Wiesenthal-Zentrum setzte eine Belohnung von bis zu 25 000 Euro für Hinweise auf NS-Verbrecher aus. Über eine Hotline (Tel. 01573 - 4947307) hofft das Zentrum, Informationen zu erhalten. Das hohe Alter der Täter sei kein Grund, Massenmörder zu schützen, sagte der Direktor des Zentrums in Israel, Efraim Zuroff. „Die Opfer verdienen es, dass der Versuch gemacht wird, ihre Mörder zu finden.“ Zuroff sieht das Urteil gegen den früheren Wachmann John Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord im Vernichtungslager Sobibor als wegweisend. Früher habe sich die deutsche Justiz fast ausschließlich auf Offiziere konzentriert. Das könne nun korrigiert werden. Zugleich kritisierte Zuroff, dass die Zentrale Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg nach eigenen Angaben nicht nach deutschen, sondern nur nach ausländischen Wachleuten sucht. „Das ist völlig unverständlich“, sagte er dem Tagesspiegel. Claudia von Salzen

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