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Johannes-Wilhelm Rörig wird sein Amt im Herbst 2021 abgeben.

© Doris Spiekermann-Klaas

Missbrauchsbeauftragter Rörig kündigt Rückzug an: „Widerstände haben mich besonders motiviert“

Seit 2011 setzt Johannes-Wilhelm Rörig die Politik mit Forderungen unter Druck. Jetzt kündigt der Missbrauchs-Beauftragte seinen Rückzug bis Ende 2021 an.

Er fordert seit Jahren bessere Maßnahmen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch, er setzt die Politik damit verbal regelmäßig unter Druck, doch damit ist bald Schluss. e Johannes-Wilhelm Rörig, der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) wird sein Amt am Ende des Legislaturperiode vorzeitig abgeben. Das gab er am Freitag bekannt. Eigentlich läuft seit Vertrag noch bis 2024.

In einer Presseerklärung teilte der 61-Jährige, der im Dezember 2011 sein Amt übernommen hatte, mit, dass er sich „neuen Herausforderungen stellen“ wolle. „Es freut mich sehr, dass trotz geringer Ressourcen und ohne gesetzlichen Auftrag zukunftsfähige Strukturen der Betroffenenbeteiligung und unabhängigen Aufarbeitung auf Bundesebene etabliert werden konnten“, schrieb er. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin kann jetzt in aller Ruhe gesucht werden.

Das Amt wurde nach Missbrauchsfälle eingerichtet

Rörig hat das Amt von der ersten Missbrauchsbeauftragen, Christine Bergmann, vormals Bundesfamilienministerin, übernommen. Das Amt wurde zusammen mit dem Runden Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“ nach mehreren spektakulären Missbrauchsfällen von der Bundesregierung eingerichtet.

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Dem Tagesspiegel sagte Rörig, dass er seinen Rückzug deshalb so frühzeitig bekannt gegeben habe, „damit rechtzeitig eine Nachfolge bestimmt wird und ich meine Aufgaben gut übergeben kann. Auf keinen Fall darf die Stelle wie nach dem Ausscheiden der ersten Missbrauchsbeauftragten Christine Bergmann nochmals verwaist sein.“

Widerstände haben Rörig besonders motiviert

Rörig erklärte, ihn habe „immer besonders motiviert, gegen die Widerstände anzugehen, mit denen Betroffene bis heute viel zu oft konfrontiert sind“. Zudem treibe ihn um, dass in Deutschland Kinder und Jugendliche nicht bestmöglich vor sexueller Gewalt geschützt würden. „Wir haben knapp elf Jahre nach dem sogenannten Missbrauchsskandal noch immer keinen Rückgang der hohen Fallzahlen von sexuellem Missbrauch und mittlerweile exorbitante Steigerungen von Missbrauchsabbildungen im Netz“, sagte er. „Leider reagieren politisch Verantwortliche in Bund und Ländern bis heute meist nur, wenn Fälle zu Skandalen werden. Wir brauchen aber dauerhaftes Engagement im Kampf gegen sexuellen Missbrauch und seinen Folgen, und zwar von allen.“

Bis zum Ende seiner Amtszeit habe er sich „noch einiges vorgenommen, was ich bereits in meinem Positionspapier im September 2020 vorgestellt habe“. Er wolle einen parteiübergreifenden Konsens für eine gesetzliche Verankerung seines jetzigen Amtes erreichen und eine gesetzliche Berichtspflicht gegenüber Bundestag und Bundesregierung.

Politik müsse sich kontinuierlich „mit dieser dunklen Seite unserer Gesellschaft auseinandersetzen, Defizite wahrnehmen und alle Handlungsoptionen für Schutz und Hilfe ausschöpfen“. Wichtig sei zudem die Einrichtung von Landesmissbrauchsbeauftragten. „Auch die schon lange geplante Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne möchte ich bis dahin an den Start gebracht haben“, sagte Rörig.

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