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Ernst Gottfried Mahrenholz 2019 in seinem Haus in Hannover.

© epd

Minister, Funkhausdirektor, Verfassungsrechtler: Ernst Gottfried Mahrenholz ist im Alter von 91 Jahren gestorben

Er hatte viele Ämter inne und war bis ins hohe Alter ein wacher, neugieriger Geist, den keiner so leicht durchschauen konnte. Am 28. Januar verstarb Ernst Gottfried Mahrenholz.

Von Fatina Keilani

Der Staatsrechtler Ernst Gottfried Mahrenholz ist tot. Er starb am 28. Januar in seinem Haus in Hannover. Das berichtet die "Hannoversche Allgemeine" unter Berufung auf Angaben seiner Familie. Mahrenholz wurde 91 Jahre alt und starb demnach nicht an einer Krankheit und ohne Leiden.

In diesem langen Leben hat sich einiges angesammelt. Mahrenholz war Abgeordneter, Staatssekretär, Funkhausdirektor beim NDR, Chef der Staatskanzlei Niedersachsen, Minister, Rechtsanwalt, Verfassungsrichter, schließlich Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts. In Erinnerung bleibt er allen, die ihn kannten, weil er ein außergewöhnlich freier Geist war, ein stets wacher und neugieriger Mensch, zugleich einer, der sein Vertrauen in die Menschen setzte.

Verlass war auf seine Unberechenbarkeit

Das Verlässlichste an ihm war für viele seine Unberechenbarkeit. Er dachte über jede Frage immer wieder neu nach, war imstande, sich zu revidieren, und hielt die Freiheiten des Grundgesetzes hoch. Das gefiel längst nicht jedem. Einem Nazi-Täter mit lebenslanger Haft billigte er Hafturlaub zu, da auch dieser es verdiene, als Mensch mit Würde behandelt zu werden. Der Mann wollte nach 24 Jahren Haft einmal seine Familie besuchen fahren.

In der einst vom Verfassungsschutz beobachteten Zeitung „Junge Freiheit“ bezog er Stellung gegen ein NPD-Verbot. Er war zugleich dafür, das Tragen des Kopftuchs zu erlauben und sah dies als Integrationsmaßnahme. Auch seine Partei, die SPD, konnte ihn nicht immer ausrechnen. In der Abtreibungsfrage wies der Theologensohn darauf hin, dass hier nicht nur der Schutz des ungeborenen Lebens, sondern auch die Grundrechte der Frauen betroffen seien.

Der Holocaust ist zum Lebensthema geworden

Mahrenholz war Präsident der Deutsch-Israelischen Juristenvereinigung und ein treuer Freund Israels. Die Befassung mit dem Holocaust wurde zu einem Lebensthema. Obwohl er einerseits die umfassende Verantwortung der Deutschen für Auschwitz und die Shoah betonte, hat er anderseits immer auch seine Stimme erhoben, wenn er um die aktuelle Situation Israels besorgt war.

So hat er in einem in der Ha'aretz abgedruckten Leserbrief in den neunziger Jahren die Besetzung und die Siedlungspolitik im Westjordanland durch Israel mit deutlichen Worten kritisiert. Solange Israel noch nicht einmal die israelischen Araber im eigenen Land als gleichberechtigt behandele, so lange könne es auch keinen Frieden geben.

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