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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Heiko Maas (SPD), Außenminister während einer Kabinettssitzung.

© Kay Nietfeld/dpa

Thunbergs Empörung: Merkel und Maas finden für Greta die richtigen Worte

Gretas Aufschrei „How dare you“ fordert die Politik heraus. Die deutsche Kanzlerin und der Außenminister antworten einer ganzen Generation. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Es ist nicht so, dass die Politik keine Antworten auf die Anklagen der Jüngeren hätte. „How dare you“, „Wie können Sie es wagen“, der Aufschrei der Greta Thunberg in klimapolitischer Hinsicht, ist allerdings in einer Weise aufgenommen worden, dass es der nachwachsenden Generation in dieser aufgeheizten Lage als unterkühlte Sachlichkeit erscheint.

Dabei hat zum Beispiel Angela Merkel als Bundeskanzlerin so reagiert, wie es dem Problem angemessen ist: sachlich. Sie hat sich in ihrer ruhigen Art um Hinweise auf das bemüht, was ihr gerade machbar zu sein scheint. Damit folgt Merkel einer Politik, die über den Aufschrei hinaus tatsächlich einer Strategie folgt: der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie“.

Diese ist mehr als ein Papier. Sie wird seit 2002 erstellt und seit 2004 immer wieder überprüft anhand der sich verändernden Wirklichkeit. Zur Zeit gibt es 66 sogenannte Indikatoren, vom Kampf gegen die Armut über inklusive Städte bis hin zum Punkt 52, „Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen“. Dass etwa Deutschland seine Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990 um 80 bis 95 Prozent mindern will, ist hier unstrittig.

Alle Ziele sind klar umrissen, und der Versuch, sie zu erreichen, wird nachgehalten, beim ökologischen Landbau wie bei der Luftreinhaltung, der Energieversorgung, der biologischen Vielfalt. Es geht um Ozeane, Wälder, Flächen, um Städte und Siedlungen, aber zugleich um Faktoren wie „Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen“, Zugang zur Justiz für alle und globale Partnerschaft.

Ein faktenreicher Vortrag der Kanzlerin papiern geklungen

Hätte die Kanzlerin dies alles in den UN vorgetragen – es hätte trotzdem papiern geklungen. Außerdem hätte Merkel nicht die Redezeit dafür gehabt. So fiel dann auf, dass es ein Zusammenspiel der Christdemokratin mit dem sozialdemokratischen Außenminister Heiko Maas gab. Der sprach ebenfalls in New York und hob eben diesen Begriff hervor, den der Nachhaltigkeit.

Maas nahm den Punkt „globale Partnerschaft“ auf. Er fügte an: „ Es ist Zeit, nachhaltig zu handeln – auch in der Außen- und Sicherheitspolitik. Nachhaltig ist eine Außenpolitik, die auf dauerhafte Konfliktlösung setzt. Die alle Akteure einbindet, um so für Akzeptanz und Stabilität zu sorgen. Nachhaltige Außenpolitik, das ist multilaterale Außenpolitik.“

Dieses Postulat überwölbte beide Reden und war im weiteren Sinn eine erweiterte Antwort auf die Generation Greta; eine, die in der Nachhaltigkeitsstrategie unter dem Titel „Der Weg in eine enkelgerechte Zukunft“ steht. Es ist fast so, als wäre das von Merkel (65) und Maas (53) für die 16-jährige Thunberg geschrieben worden.

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