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Joachim Huber.

© /Foto: Doris Spiekermann-Klaas/ TSP

Tagesspiegel-Redakteur Joachim Huber: „Mehrfach stand es Spitz auf Knopf, aber ich habe überlebt“

Joachim Huber erkrankte schwer an Covid-19, überlebte nur knapp. Bei der Gedenkveranstaltung für die Corona-Toten warnte er nun andere vor dem Virus.

Joachim Huber, Leiter des Tagesspiegel-Medienressorts, zählt zu den rund drei Millionen Menschen in Deutschland, die sich seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert haben. Den 62-Jährigen aber erwischte es besonders schwer. Er erlitt eine Lungenembolie, totales Nierenversagen und einen Herzinfarkt. Lesen Sie hier, wie er mit dem Virus kämpfte. Am Sonntag nahm er am Gedenkgottesdienst für die Opfer der Pandemie in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin teil. Hier seine Rede im Wortlaut:

„Vor einem Jahr, im März 2020, bekam ich hohes Fieber, am Tag danach Atemnot. Ich habe mich in eine Klinik in Berlin einliefern lassen, dort ging alles ganz schnell: Intensivstation, meine Lunge arbeitete noch mit vier Prozent, künstliches Koma, Nierenversagen, künstliche Beatmung. Nach fünf Wochen im Koma: Herzinfarkt, mir wurden zwei Stents gesetzt.

Ich habe meine Covid-19-Erkrankung überlebt. Mehrfach stand es Spitz auf Knopf, aber ich habe überlebt. Durch das Können und den Einsatz der Ärzte, der Pflegerinnen und Pfleger. Das Wichtigste war die fortwährende Unterstützung meiner Frau und meiner Tochter. Die hatten eine ganz schwere Zeit, sie durften mich in der Koma-Phase nicht ein einziges Mal besuchen.

Was danach begann, war die Rückkehr ins Leben. Meine Sehnsucht heute heißt, normal leben zu können. Mein Wunsch heißt: dass alle, die vom Virus infiziert werden, überleben und das Leben können, was sie leben wollen.

Wir trauern heute um jene, die es nicht geschafft haben, die wegen Corona gestorben sind. Oder wegen der Pandemie allein sterben mussten. Ich werde mit meiner Geschichte die Angehörigen und Hinterbliebenen nicht trösten können.

Aber just in dieser Sekunde, da ich das sage, werden wieder Rettungswagen durch dieses Land fahren und Patienten, die sich mit Covid 19 infiziert haben, in die Intensivstationen bringen. Die Infizierten werden kämpfen müssen, an ihrer Seite die Profis der Medizin, an ihrer Seite hoffentlich Freunde, Familie, Verwandte oder Kollegen.

Bitten wir um Kraft: Dass wir kämpfen können, dem Tod die Stirn bieten, dass das Leben siegt. In diesem Kampf, selbst wenn er verloren wird, liegt eine Menge Trost begründet. Dass ich heute zu Ihnen rede, soll auch zeigen, dass ich mit meiner Person für die unleugbare Tatsache einstehen will, dass dieses Virus immer da seine Chance hat und ergreift, wo Menschen leichtfertig sind oder leichtsinnig handeln. Ich kann nur sagen: Schützen wir uns und schützen wir andere.“

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