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Sexueller Missbrauch von Minderjährigen. Die Polizei hat 2021 bundesweit einen enormen Anstieg bei der Verbreitung kinderpornografischer Videos, Bilder und weiterer "Schriften" festgestellt.

© Arne Dedert/dpa

Update

Kriminalität im zweiten Jahr der Pandemie: Mehr Kinderpornografie, weniger Wohnungseinbrüche

Durch Corona verlagern sich Straftaten weiter ins Internet. Pornografie mit minderjährigen Opfern wächst weiter. Einbrüche und Morde nehmen ab.

Von Frank Jansen

Die Pandemie hat auch im zweiten Jahr die Kriminalität in Deutschland spürbar beeinflusst. Die Polizei registrierte wie schon 2020 bundesweit einen enormen Anstieg bei der Verbreitung kinderpornografischer Videos und Fotos im Internet, die Zahl der Wohnungseinbrüche hingegen sank deutlich. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse aus der „Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2021“.

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Bei der Betrachtung insbesondere der Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr würden auch 2021 die vielfältigen Einflüsse der Corona-Pandemie auf die Kriminalitätsentwicklung deutlich, heißt es im PKS-Report. „Die damit verbundenen Einschränkungen hatten beispielsweise Einfluss auf die Mobilität, auf die Präsenz im öffentlichen Raum und führten somit auch zu einer Veränderung von Tatgelegenheiten.“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), derzeit Vorsitzender der Innenministerkonferenz, sowie BKA-Präsident Holger Münch stellten die umfangreiche Bilanz am Dienstag in Berlin vor. Insgesamt ergibt sich trotz teilweise erschreckender Daten eine leicht positive Tendenz. „Wir sind ein sehr sicheres Land und ein starker Rechtsstaat“, sagte Faeser.

Ein Drittel der Tatverdächtigen sind nichtdeutscher Herkunft

Die Kriminalität war auch 2021 rückläufig. Im Berichtsjahr seien bundesweit insgesamt 5.047.860 Fälle registriert worden, heißt es im PKS-Bericht. Im Vergleich zum Jahr 2020 bedeute das einen Rückgang von 4,9 Prozent. Damit seien die Fallzahlen im fünften Jahr in Folge gesunken. Die Polizei ermittelte knapp 1,9 Millionen Tatverdächtige, darunter ein Drittel nichtdeutscher Herkunft. Ungefähr zwölf Prozent waren Geflüchtete. Die Zahlen zu den Tatverdächtigen haben sich somit kaum verändert. Aufklären konnte die Polizei knapp drei Millionen Fälle. Die Quote stieg minimal auf 58,7 Prozent.

Die Zahl der Opfer von Straftaten ging etwas zurück auf 985.790. Das sind 2,5 Prozent weniger. Die meisten Opfer, mehr als eine halbe Million, sind Männer. Knapp 220.000 Opfer besaßen keine deutsche Staatsangehörigkeit. Darunter waren mehr als 50.000 Geflüchtete.

Beklemmend sind hingegen die Zahlen zu Kinder- und Jugendpornografie. Bei „Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften“ stellte die Polizei eine Zunahme von mehr als 108 Prozent fest. Das bedeutet einen Anstieg um mehr als 20.000 Fälle auf mehr als 39.171. Außerdem gab es bei „jugendpornografischen Schriften“ fast zwei Drittel mehr Fälle als 2020. In der PKS sind 5105 Delikte vermerkt, das ist ein Zuwachs um knapp 2000. Die Aufklärungsquote ist allerdings bei beiden Kriminalitätsphänomenen mit über 90 Prozent besonders hoch.

Innenministerin Faeser will Kampf gegen Kinderpornografie verstärken

Faeser beunruhigt dennoch „das entsetzliche Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder“. Das sei für sie „ein klarer Handlungsauftrag, hier mit aller Konsequenz vorzugehen". Die Ministerin betonte, "für mich hat die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung von abscheulichen Missbrauchs-Fotos und Videos über das Internet oberste Priorität“. Das Bundeskriminalamt werde weiter gestärkt und der Ermittlungsdruck erhöht. Faeser kündigte an, „die Auswertung von Daten werden wir deutlich verbessern, auch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Mein Ziel ist klar: Kein Täter darf sich sicher fühlen.“

2016 hatte die Polizei noch mehr als 150.000 Wohnungseinbrüche gezählt

Da auch Kriminelle wegen Corona offenbar nicht ganz so häufig unterwegs sind, gab es deutlich weniger Einbrüche in Wohnungen. In der PKS ist in der Sparte „Wohnungseinbruchdiebstahl“ ein Rückgang um fast 28 Prozent auf etwas mehr als 54.000 Fälle notiert. Im Jahr 2020 waren es mehr als 75.000. Auch das war schon ein deutlicher Rückgang. 2016 hatte die Polizei mehr als 150.000 Einbrüche in Wohnungen festgestellt.

Bei den härtesten Verbrechen, Mord und Totschlag, gab es ebenfalls einen Rückgang. In der PKS werden 2111 Fälle genannt, das sind 290 und damit zwölf Prozent weniger als im Jahr 2020. Bei den Tatverdächtigen, insgesamt 2595, ist der Anteil nichtdeutscher Personen mit etwas mehr als 1100, darunter 422 Geflüchtete, höher als bei anderen Delikten. Der Polizei gelang es wie in den Jahren zuvor, die meisten Tötungsdelikte aufzuklären. Die Quote liegt weiterhin bei über 94 Prozent.

Auffällig ist in der PKS auch der Zuwachs bei Computerbetrug und weiteren Delikten im Bereich Cybercrime. Auch wenn die Polizei die Kriterien etwas geändert hat, zeigt die Zunahme um insgesamt mehr als 15.000 Fälle auf rund 146.000 einen Trend, der Polizei und Justiz zu schaffen macht. Bedrohung von Personen hat ebenfalls zugenommen. Der Anstieg um knapp 22 Prozent auf etwa 130.000 Fälle ist allerdings auch mit der Verschärfung des Strafrechts zu erklären.

Drogendelikte hingegen sind leicht rückläufig (361.000 Fälle nach mehr als 365.000). Einen leichten Anstieg gibt es allerdings bei Straftaten im Zusammenhang mit Heroin, Kokain, Crack und LSD. Bei Cannabis und Ecstasy sinken die Zahlen.

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