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Schützenpanzer "Marder" stehen nach ihrer Verschiffung für das Großmanöver der Nato in Norwegen für den Abtransport zum Hafengelände von Fredrikstad bereit.

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Casdorffs Agenda: Manche Provokation kann man sich sparen

Die Nato behauptet, ihr Manöver sei nicht gegen Russland gerichtet - wer's glaubt. Üben können die Bündnispartner auch anders. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Da behauptet Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass das Manöver nicht gegen Russland gerichtet sei. Das glaubt er doch wohl selbst nicht. Immerhin lässt die Allianz 50.000 Soldaten in Norwegen aufmarschieren, dazu Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Schiffe. Alles in allem die größte Übung seit dem Kalten Krieg. Dass sie im hohen Norden stattfindet, ist vielleicht ein unausgesprochener Dank an Stoltenberg, der sein Amt 2019 abgibt. Aber üben können die Bündnispartner auch anders.

Als ob die Russen davon ausgehen würden, dass der Angriff auf einen der 29 Nato–Partner ohne Antwort bliebe. Oder als ob der Westen wirklich davon ausginge, dass die Russen so etwas wagen würden, Krim hin oder her. Wird nicht Kremlchef Wladimir Putin als stets kühl kalkulierend beschrieben?

Dass die Bundeswehr mit 10.000 Soldaten zweitgrößter Truppensteller nach den USA ist, nimmt der Bundesregierung etliches von der Möglichkeit, als Dolmetscher der Nato aufzutreten: bei den Russen wie bei den Amerikanern. Außerdem wird es sie viel kosten, wo doch sonst so wenig fliegt, rollt, schwimmt. Manches kann man sich besser sparen, etwa Provokationen. Nur dann nicht, wenn die Deutschen ihre Verteidigungsministerin für die Stoltenberg–Nachfolge empfehlen wollten.

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