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Was nützen Feiertage, wenn man ohnehin frei hat?

© Sebastian Willnow/dpa

Linkspartei will Feiertage nachholen, die auf Sonntage fallen: Und künftig auch verregnete Sommerferien verschieben?

Die Linken wollen, dass alle Feiertage, die auf Wochenendtage fallen, am Montag drauf angesetzt werden. Eine Glosse über den Verschiebeautomatismus.

Eine Glosse von Ariane Bemmer

Sollte das die Rettung für die Linkspartei werden? Die setzt sich gerade an die Spitze einer Bewegung, die sich anschickt, einer sehr großen Ungerechtigkeit den Garaus zu machen: dass nämlich Feiertage, die auf Wochenenden fallen, einfach perdu sind. Weil da ist ja schon frei. Und noch freier als frei kann kein Mensch haben.

Diese Woche etwa enthält den 1. Mai, den Tag der Arbeit. In guten Jahren ist das irgendwann in der Woche (oder besser an einem Montag oder Freitag) ein zusätzlicher freier Tag ohne Büro, Fabrik, Schichten oder Dienste. In schlechten Jahren wie diesem fällt der 1. Mai auf einen Sonntag.

Aber was für einen Sinn kann ein großer Arbeiterkampftag schon entfalten, wenn er auf einen Wochenendtag fällt, an dem die arbeitende Bevölkerung ohnehin in der Hängematte herumdrömmelt oder mit dem Chopper-Moped sinnlos durch die Landschaft kurvt? Eben.

Der 3. Oktober ist vorbildlich ein Montag

Darum hat die Linkspartei nun verlangt, dass das geändert werde, und das künftig nicht nur der Tag der Arbeit, sondern gleich alle Feiertage, die auf Wochenendtage fallen, am Montag drauf angesetzt werden (wie es der Tag der Deutschen Einheit in diesem Jahr vorbildlich von allein macht – danke dafür!). Und bis der Verschiebeautomatismus gesetzlich geregelt sei, sollten die Arbeitgeber aus Kulanz voranschreiten und das freiwillig anbieten.

Da das einer Yougov-Umfrage zufolge etwa die Hälfte der Erwachsenen hierzulande ganz genauso sieht, ist hier jede Menge Wählerpotenzial zu heben. Schon kommen auch die Grünen um die Ecke und schließen sich den revolutionären Forderungen an.

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Und ist es nicht wirklich mehr als dringlich geboten, die Zahl der Arbeitstage in Deutschland auf möglichst niedrigem Niveau zu halten? Schließlich geht auf der einen Seite eine überalterte Angestellten- und Arbeiterschaft bereits seit längerem am Rande des Zusammenbruchs ihrer Erwerbsarbeit nach, und auf der anderen Seite fehlen ja doch auch längst viele Fachkräfte, die etwas tun könnten.

Besser noch ein paar Feiertage in den Kalender streuseln

Und seit Neuestem fehlen wegen der vielen Lieferengpässe außerdem noch die Rohmaterialien, mit denen etwas getan werden könnte. Bevor wegen solcher Mangelszenarien hierzulande nun hier und da dies und das zusammenbricht, wäre es zu Gesichtswahrungszwecken sowieso besser, ein paar zusätzliche freie Tage in den Kalender zu streuseln. Die gut geölte Klappt-alles-Maschine Deutschland hat schließlich einen Ruf zu verteidigen.

Und falls sich jetzt SPD, FDP und CDU ärgern, dass Linke und Grüne ihnen ein tolles Thema weggeschnappt haben, wäre hier gleich noch ein Vorschlag: Wie wäre es, wenn man künftig auch Sommerferien, in denen es kalt und regnerisch war, verschieben könnte in Wochen mit Sonne? Gleich mal bei Yougov nachfragen, ob es dazu nicht schon Umfragedaten gibt….

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