zum Hauptinhalt
Colin Powell, hier bei einer Rede vor den UN im Jahr 2003, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

© Ray Stubblebine/Reuters

Update

Laut Familie „vollständig geimpft“: Ex-US-Außenminister Colin Powell stirbt an Corona

In der zweiten US-Präsidentschaft von George W. Bush war Powell Außenminister. Nun ist der Ex-Republikaner an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist infolge von Komplikationen nach einer Corona-Infektion gestorben. Powell, ein pensionierter General und einstiger Chef des Generalstabs der US-Streitkräfte, starb am Montag im Alter von 84 Jahren, wie seine Familie in einem Facebook-Post mitteilte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Powell sei vollständig gegen das Coronavirus geimpft gewesen, hieß es. Powell hatte Medienberichten zufolge seit Längerem gesundheitliche Probleme. „Wir haben einen herausragenden und liebevollen Ehemann, Vater, Großvater und einen großen Amerikaner verloren“, so die Familie.

Powell, ein Sohn jamaikanischer Einwanderer aus New York, wurde 2001 unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush der erste schwarze Außenminister der USA. Bush und seine Frau Laura erklärten am Montag, Powell habe dem Land herausragend gedient, „beginnend mit seiner Zeit als Soldat in Vietnam“. Viele Präsidenten hätten seinem Rat vertraut. Er sei ein Freund und herausragender Mann gewesen.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte während einer Reise in Georgien, die Welt habe „eine der herausragendsten Führungspersönlichkeiten verloren“. Powell sei als erster Schwarzer Generalstabschef und Außenminister geworden. Er sei seit vielen Jahren ein Freund und Mentor für ihn gewesen, sagte der der ebenfalls schwarze frühere General. „Wir werden ihn definitiv vermissen. Ich fühle mich, als hätte ich ein Loch in meinem Herzen“, sagte Austin.

[Jeden Donnerstag die wichtigsten Entwicklungen aus Amerika direkt ins Postfach – mit dem Newsletter „Washington Weekly“ unserer USA-Korrespondentin Juliane Schäuble. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.]

Powells Amtszeit als Außenminister wurde von den Ereignissen nach den Anschlägen vom 11. September überschattet, also dem Kampf gegen den Terror und dem Beginn der Kriege in Afghanistan und dem Irak. Powell galt in der Bush-Regierung als Verfechter des Multilateralismus und als gemäßigte Kraft, wohingegen Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld den Ruf von Hardliner hatten.

Dies zeigte sich besonders vor dem Beginn des Irakkriegs: Die Hardliner drängten unter Berufung auf angebliche Erkenntnisse der Geheimdienste zu Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen auf ein militärisches Vorgehen. Im Februar 2003 warb Powell schließlich in einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat unter Berufung auf die später diskreditierten Geheimdiensterkenntnisse um Zustimmung für den Irakkrieg. Im Ruhestand bezeichnete Powell diese Rede später als großen Fehler.

Republikaner Powell sprach sich 2008 für Obama aus

Powell erklärte nach Bushs Wiederwahl im November 2004 seinen Amtsverzicht. Vor der Wahl 2008 überraschte der Republikaner seine Parteikollegen, als er sich für den demokratischen Kandidaten Barack Obama aussprach.

Auch dem späteren republikanischen Kandidaten Donald Trump stand Powell kritisch gegenüber und er sprach sich schließlich für die Demokratin Hillary Clinton aus. Vor der Wahl 2020 kündigte Powell an, für den Demokraten Joe Biden zu stimmen. Trump entferne sich von der Verfassung und werde „gefährlich für unsere Demokratie, gefährlich für unser Land“, sagte Powell damals. „Er lügt über Dinge und er kommt damit durch, weil Menschen ihn nicht zur Rechenschaft ziehen“, erklärte er weiter.

Nach dem Tod des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz 2020 äußerte sich Powell auch kritisch zum Problem des Rassismus in den Vereinigten Staaten. Powell kritisierte wiederholt auch Trumps feindselige Haltung gegenüber Immigranten.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Powell schloss 1958 seine Offiziersausbildung ab und wurde Leutnant im Heer der US-Streitkräfte. Von 1962 bis 1963 kämpfte er in Vietnam, wo er verwundet wurde. Bei seinem zweiten Vietnam-Einsatz 1968 befehligte er zunächst als stellvertretender Kommandeur ein Infanteriebataillon und war dann Stabsoffizier im Divisionshauptquartier. 1972 wurde er erstmals nach Washington versetzt und machte im Verteidigungsministerium Karriere.

Powell diente dem US-Militär rund 35 Jahre lang. Zeitweise war er auch in Deutschland stationiert. Unter Ex-Präsident Ronald Reagan stieg Powell zum Leiter des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus auf. Während des ersten Irakkriegs 1991, unter dem damaligen Präsidenten George Bush senior, diente Powell als US-Generalstabschef. Ende 1993 ging er in den Ruhestand. Als Berater und Redner verdiente er Medienberichten zufolge jährlich Millionen US-Dollar, auch seine Biografie verkaufte sich gut.

Powell wurde mehrfach als möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt - etwa vor der Wahl 1996. Powell schien aber nie wirklich Interesse zu haben, sich als Kandidat in die politische Arena zu begeben. Powell hinterlässt seine Frau Alma und drei erwachsene Kinder. Powell wurden zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen verliehen, darunter die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten und das Bundesverdienstkreuz.

Um dem verstorbenen früheren Generalstabschef und Außenminister Colin Powell zu gedenken, werden die Flaggen in den USA bis zum Freitag auf halbmast gesetzt. Das ordnete US-Präsident Joe Biden am Montag an.

Der Erlass gilt für die Flaggen am Weißen Haus, an allen öffentlichen Gebäuden und Militäreinrichtungen im Land sowie für die US-Botschaften und Konsulate weltweit. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false