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Rucksack auf und los. Europa darf kein Kopfbahnhof sein.

© picture-alliance/dpa

EU-Kommission stellt sich quer: Kostenloses Interrail für alle 18-Jährigen bleibt eine Vision

Ein einflussreicher Politiker will ein kostenloses Interrail-Ticket für alle 18-Jährigen in Europa. Doch vorerst gibt es nur eine Kleinstlösung. Leider. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Ganz Europa zum 18. Geburtstag – das ist doch mal ein schönes Geschenk. Es könnte von Europa höchstselbst kommen, bezahlt von der EU-Kommission. Mit dem Interrail-Ticket lassen sich in einem Monat nahezu alle europäischen Länder mit dem Zug bereisen. Deshalb möchte Manfred Weber, der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, jedem Jugendlichen in Europa ein solches Ticket schenken. Damit Europa wieder mehr ins Rollen kommt.

Weber bleibt da hartnäckig, auch wenn die Reaktion auf seinen Plan eine sehr europäische ist. Die EU-Kommission teilte jedenfalls mit, dass dazu erst einmal die europäischen Eisenbahnbuchungssysteme vereinheitlicht werden müssten. Außerdem sei ein solches Geschenk für den ganzen Kontinent viel zu teuer – 2,3 Milliarden Euro. Stattdessen will die Kommission nun mit 2,5 Millionen Euro zwischen 5000 und 7000 Jugendlichen Reisen allein oder mit der Klasse in die Partnerschule eines anderen EU-Landes ermöglichen.

Das große Spiel: europäisches Länderpunktesammeln

Gemessen an der Ursprungsidee ist das ein ziemlich lahmes Projekt. Und die Argumentation klingt sehr nach totem Gleis. Denn warum sollte nicht gerade das grenzübergreifende Interrail-Ticket der Vorbote sein, um die nationalen Eisenbahngesellschaften besser zu vernetzen? Und 2,3 Milliarden sind eine sehr bürokratische Schätzung, weil ohnehin nicht jeder aufbricht, der ein solches Ticket bekommen könnte. Derzeit werden 257 000 Tickets pro Jahr verkauft. Seit Anfang der 70er Jahre reisen junge Menschen mit Interrail.

Um europäische Jugendliche mehr mit Europa zu verbinden, ist die Eisenbahn das beste Verkehrsmittel. Mal abgesehen davon, dass es mit dem Ticket auch Ermäßigung bei Fähren gibt. Viel von Land und Leuten lässt sich aus dem Flugzeug nicht sehen. Im Auto fährt man allenfalls in der Kleinstgruppe. Im Zug dagegen kann man andere treffen, viele Bahnhöfe stehen mitten in der Stadt. Wer mit dem Zug per Interrail reist, will nicht einfach nur an einem Strand ankommen. Sondern steigt zwischendurch dort aus, wo es gerade interessant ist. Manche werden sich vielleicht mit einem geschenkten Ticket zum ersten Mal in einen Zug setzen. Andere vielleicht ein großes Spiel spielen: europäisches Länderpunktesammeln.

Manfred Weber will auf jeden Fall für das Geschenk weiterkämpfen, „gemeinsam anpacken“, fordert er. 2018 käme eine neue Chance. Der europäische Weg ist das Ziel.

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