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Die funktionalen Möbel des Trios passen gut in junge Wohnungen - zum Beispiel das Bett "Unidorm".

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Design aus Berlin: Kollektiv fürs Schlichte

In der Tischlerlehre lernten sich Sebastian Kunath, Lasse Schnack und Robert Zeise kennen. Heute tüfteln sie unter ihrem Label Bartmann Berlin an Möbeln und Accessoires.

Kreativität in allen Ehren, aber erst mal ist eine solide handwerkliche Grundlage gefragt. So machten die beiden Schulkameraden Lasse Schnack und Robert Zeise, kaum hatten sie das Abitur in der Tasche, eine Tischlerlehre. Erst danach studierten sie Design in Potsdam und Berlin. Sebastian Kunath dagegen, der Dritte im Team, ließ sich nach der Tischlerlehre – dort hatten sie sich kennengelernt – bei einem Designer in Holland ausbilden. Die drei verstanden sich prima, die Wellenlänge stimmte. Was lag näher, als auch zusammen zu arbeiten? 2007 wagten sie den Schritt und gründeten ihre Firma in einem Kreuzberger Hinterhof: Bartmann Berlin.

Das Bartmann-Trio: Robert Zeise, Sebastian Kunath und Lasse Schnack (von links).

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Wie kommt man denn auf so einen Namen? Aus Tradition. Lasses Uropa hatte in dem Gebäude mal ein Geschäft besessen, Betten Bartmann. Klingt doch gut, fand das Trio und blieb bei dem Namen. Bald fiel das „Betten“ weg und nur Bartmann blieb übrig. Sie machten zwar auch Betten, aber eben auch anderes. Zunächst tüftelten sie an Konzepten für den Innenausbau und übernahmen individuelle Auftragsarbeiten, zum Beispiel für Küchen. Dann wollten sie freier arbeiten, weniger festgelegt sein. Hochwertige Holzmöbel ohne Schnickschnack sollten entstehen. Solides mit puristischem Charme.

Bett "Unidorm" hat etwas Schwebendes - dank zierlicher Füße

So wie ihr Bett „Unidorm“, das ab 1600 Euro zu haben ist. An dem Schlafmöbel ist der besondere Anspruch des Designerteams gut zu erkennen. Schlicht aus lackierter Eiche und mit hohem Kopfteil gefertigt, könnte „Unidorm“ klobig wirken. Tut es aber nicht. Die Füße in Form zierlicher Stäbe sind eingerückt, sodass das Bett „etwas Schwebendes hat“, erklärt Robert. Sie bieten „Unidorm“ ohne Lattenrost und Matratze an, damit jeder Mensch es für seine ganz eigenen Liegegewohnheiten ausstatten kann. Das Thema Schlafen ist gerade sehr aktuell, findet Robert. Kein Wunder, wenn man sich mal ausrechnet, wie viel Lebenszeit man im Bett verbringt.

Um Kunden brauchen sich die Designer nicht zu sorgen. Die Menschen wollten schöne Produkte, haben sie herausgefunden. Junge Familien oder Paare, die sich gerade für eine gemeinsame Wohnung entschieden haben, wünschten sich eine attraktive Einrichtung. „Die haben natürlich schon so eine Designaffinität“, sagt Robert. Aber Design kostet. „Wir würden gern im mittleren Preissegment verkaufen“, sagt Sebastian. „Aber dann würden wir Minus machen.“

"Alles wird im Kollektiv geboren"

So produzieren und vertreiben sie Schlichtes mit Pfiff, das noch erschwinglich ist. „Puk“ zum Beispiel, einen kleinen Beistelltisch aus Esche, den die Designerin Silvia Terhedebrügge entworfen hat, mit der das Trio seit zwei Jahren zusammenarbeitet. Die Platte hat 40 Zentimeter Durchmesser, groß genug, um Buch, Brille und Weinglas Platz zu bieten. Das Besondere an „Puk“: Der in der Bodenplatte verankerte Stiel führt leicht schräg zur Tischplatte und bohrt sich so tief in sie hinein, dass er dort noch neckisch hervorlugt. Schlicht und praktisch ist auch „Grit“, ein Hockerchen aus Lärchenholz, umhüllt mit wetterfestem Filz oder Holzstreben. So kann man einiges darin verstauen. Drei dieser Elemente, zusammengestellt, werden zu einer Bank, die auch bei Regen im Garten oder auf der Terrasse ausharren kann.

Beim Beistelltisch „Puk“ ragt der Stiel noch neckisch aus der Platte heraus.

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Wie kommt man auf so etwas? Im Team. Wenn einer eine Idee hat, spricht er sie aus. Dann wird gemeinsam überlegt, wie man sie ausführen kann. Oder auch nicht. „Alles wird im Kollektiv geboren“, sagen die „Bartmänner“. Und natürlich werden dabei Kompromisse gemacht. „Im positiven Sinn“, betont Sebastian. Denn immer komme etwas Besseres dabei heraus. War im Ursprung noch ein Schnörkel dran, wird es im Laufe des Entstehungsprozesses geschleift. Alles werde besser durch Reduktion. Die Dinge sollen sich natürlich entwickeln, finden die Designer. Das macht ihr Label aus. Und die Kunst des Handwerks.

„Wir machen noch extrem viel selbst“, sagt Sebastian, „hinter uns stehen ja keine großen Investoren. Wir sind kein Start-up, wo man eine halbe Million Euro in die Hand nimmt und abwartet, was dabei herauskommt.“

Eiche ist viermal so teuer wie Kiefer

Immer ist der Werkstoff von ausgesuchter Qualität. „Wir verwenden keine Spanplatten“, sagt Sebastian. Sie verarbeiten zum Beispiel Eiche und betonen, dass ein Großteil davon aus deutschen Wäldern stammt. Eiche ist viermal so teuer wie Kiefer, ist aber weit von der einstigen Optik „Eiche rustikal“ entfernt. Als die modern war, hatte man noch „Schreibtischsets“. Und ausgerechnet jetzt, im digitalen Zeitalter, hat das Trio welche entworfen. Für alle, die, wie die Designer selbst, gern mal wieder mit dem Stift schreiben. Die Sets bestehen aus zusammenstellbaren Holzkästchen, neonfarben bemalt, gefertigt in einer Behindertenwerkstatt in Spandau.

Jegliches Möbel und Accessoire stellen sie auf den Prüfstand. Hanteln zum Beispiel, die viele Menschen heute zu Hause haben. Nur, warum müssen diese Sportgeräte so hässlich aussehen? So haben sie bei Bartmanns „TrimmDich“ erfunden, Hanteln aus Metall und Holz, die man dekorativ hinstellen kann.

"TrimmDich" - auch Hanteln können gut aussehen, finden die drei Designer.

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Andere Designer haben auch mal Flausen im Kopf. Diese nicht. „Was wir verdienen, investieren wir“, sagt Lasse. Kontinuierlich wollen sie wachsen. Und wenn einer das Trio verlässt? Passiert nicht, sagen sie. Was Besseres als Bartmann Berlin gibt’s doch nicht.

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