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Kardinal Rainer Maria Woelki (li.) verlässt am Mittwoch das Erzbischöfliche Haus und geht zu einer Aschermittwochsveranstaltung. Begleitet von einem Reporter (re.)

© Oliver Berg/dpa

Kölner Erzbischof kehrt in den Dienst zurück: Papst Franziskus muss das Rücktrittsgesuch Woelkis annehmen - und zwar sofort

Der Geistliche ist längst untragbar geworden. Es bleibt rätselhaft, warum der Papst das nicht erkennt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Benjamin Lassiwe

Am Aschermittwoch sei alles vorbei, heißt es in einem bekannten Kölner Karnevalsschlager. Ist es leider nicht, wird man in diesem Jahr sagen müssen. Denn der umstrittene Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki hat pünktlich zum Aschermittwoch seinen Dienst am Kölner Dom wiederaufgenommen.

Und mit der Veröffentlichung eines schon während seiner Auszeit in Rom eingereichten Rücktrittsangebots zieht er sich obendrein noch geschickt aus der Affäre. „Seht her, ich habe meinen Rücktritt eingereicht. Was soll ich denn noch tun?“. Und weil in der katholischen Kirche nur der Papst über den Rücktritt von Bischöfen entscheiden kann, liegt der Ball nun wieder beim Vatikan.

Die Gläubigen im Rheinland verlassen in Scharen die Gemeinden

Doch wirklich viele Spielzüge kann Franziskus gar nicht mehr machen. Zu stark scheint die Ablehnung des Kardinals wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch in seiner Kölner Erzdiözese: Ein Blick auf die Austrittszahlen reicht. Die Gläubigen stimmen mit den Füßen ab, auch hochgradig engagierte Katholiken verlassen in Scharen die Gemeinden des Rheinlands.

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Mal ehrlich: Wie kann Franziskus da überhaupt nur auf die Idee kommen, dass es im Erzbistum Köln noch irgendeine Lösung geben kann, bei der Kardinal Woelki selbst im Amt bleibt? Selbst wenn die offene Feindschaft gegenüber dem Kardinal nachließe, selbst wenn Woelki in den nächsten Monaten bei den strittigen Themen in der Kirche einen 180 Grad-Schwenk nach dem anderen hinlegen würde: Woelki wäre eine „lame duck“, könnte nichts mehr gestalten, würde in der Öffentlichkeit nicht mehr ernst genommen und säße als eine Art besserer Grüßaugust im Kölner Dom.

Das kann doch nicht das Ziel der katholischen Kirche für eines der wichtigsten und reichsten Bistümer auf diesem Planeten sein.

Deswegen wäre es gut, würde Franziskus nun schnell zu der Einsicht kommen, dass es mit Woelki einfach nicht mehr weiter geht. Der Rücktritt des Kardinals ist schon lange überfällig. Wenn Woelki ihn nun tatsächlich angeboten hat, gibt es nur noch eine Lösung: Annehmen, und zwar sofort.

Oder, wie es Paul Gerhardt einst in seinem Choral „Befiehl Du Deine Wege“ dichtete: „Mach Ende, Herr, mach Ende von aller unsrer Not“. Denn für Rainer Maria Kardinal Woelki gibt es in der katholischen Kirche in Deutschland schlicht keine Perspektive mehr.

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