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Gegner des Generals Chalifa Haftar bereiten sich vor.

© Mahmud/Turkia/AFP

Update

Abtrünniger General auf dem Vormarsch: Kämpfe zwischen Regierungsmilizen und Haftar-Truppen nahe Tripolis

Die Regierung in Tripolis hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Ein abtrünniger General versucht Fakten zu schaffen.

Trotz der Vermittlungsbemühungen von UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Libyen-Konflikt haben sich regierungstreue Milizen erneut schwere Gefechte mit Truppen des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar geliefert. Die Kämpfe flammten nach Angaben beider Seiten am Freitag nach einer kurzen Pause weniger als 50 Kilometer von Tripolis wieder auf. Guterres zeigte sich nach Gesprächen mit Haftar und Regierungsvertretern "zutiefst beunruhigt und mit schwerem Herzen". Die Bundesregierung warnte vor einer militärischen Eskalation.

Haftar hatte seinen Truppen am Donnerstag befohlen, auf Tripolis vorzurücken. Vorübergehend war der Vormarsch offenbar gestoppt worden. Eine regierungstreue Miliz aus der Stadt Sawija hatte Haftars Einheiten in der Nacht zum Freitag nach einem "kurzen Feuergefecht" von einem wichtigen Kontrollpunkt westlich von Tripolis zurückgedrängt, verlautete aus Sicherheitskreisen in Tripolis.

Die Straßensperre liegt nur 27 Kilometer vor Tripolis, wo die international anerkannte Einheitsregierung ihren Sitz hat. Die LNA-Einheiten hatten am Donnerstag an dem Checkpoint mit mindestens 15 Pickups mit Luftabwehrgeschützen und dutzenden Männern in Militäruniformen Stellung bezogen.

UN-Generalsekretär Guterres kam am Freitag in Bengasi mit Haftar zu Gesprächen zusammen. Ein Vertreter von Haftars Libyscher Nationaler Armee (LNA) bestätigte das Treffen, machte aber keine Angaben zum Inhalt des Gesprächs. Am Donnerstag hatte sich Guterres bereits in Tripolis mit Regierungschef Fajes al-Sarradsch und weiteren Vertretern der libyschen Einheitsregierung getroffen.

Trotz der jüngsten Entwicklungen gab Guterres vor seiner Abreise die Hoffnung auf eine Deeskalation nicht ganz auf. Es sei weiterhin möglich, "eine blutige Konfrontation in Tripolis und der Umgebung zu verhindern", sagte er.

Der UN-Sicherheitsrat in New York sollte am Freitag hinter verschlossenen Türen über die Lage in dem nordafrikanischen Krisenstaat diskutieren.

Das Auswärtige Amt in Berlin drückte seine "große Sorge" über die Entwicklungen in Libyen aus. Bundesaußenminister Heiko Maas warnte bei Twitter vor einer "weiteren militärischen Eskalation". Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, Deutschland "fordert die Verantwortlichen auf, militärische Operationen sofort zu stoppen".

Russland warnte vor einem "erneuten Blutvergießen" in Libyen. Die Situation müsse mit "friedlichen politischen Mitteln" geklärt werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Eine militärische Intervention Russlands schloss er aus.

Zuvor hatten bereits die USA, Frankreich, Italien, Großbritannien und die Vereinigten Arabischen Emirate vor einer militärischen Eskalation gewarnt und mit Konsequenzen gedroht. "Unsere Regierungen sind gegen jede militärische Aktion in Libyen und werden jedwede libysche Fraktion zur Rechenschaft ziehen, die weiteren Konflikt hervorruft", hieß es in einer gemeinsame Erklärung

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Der lybische General Chalifa Haftar

© dpa

Haftar ist der starke Mann im Osten Libyens und unterstützt mit seinen Truppen eine dort angesiedelte Gegenregierung zu der von Fajes al-Sarradsch geführten Einheitsregierung.

Eigentlich ist für Mitte April in der libyschen Oasenstadt Gadames eine Konferenz unter Vermittlung der UNO geplant, bei der nach einer politischen Lösung für das Krisenland gesucht werden soll. Der libysche Analyst Emad Badi sagte, mit dem Vormarsch seiner Truppen wolle Haftar womöglich seine Verhandlungsposition stärken.

Seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in dem nordafrikanischen Land Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Zahlreiche Milizen haben sich im Land ausgebreitet und sind auf verschiedene Weise mit der Einheitsregierung in Tripolis oder der Gegenregierung im Osten verbündet. (AFP)

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