zum Hauptinhalt

Terrorismus: Jung, gebildet, Al Qaida

Der Mann, der in der jüngsten islamistischen Videobotschaft Drohungen gegen Deutschland ausspricht, ist den deutschen Sicherheitsbehörden einschlägig bekannt. Er gilt als verhältnismäßig gebildet, in der Al-Qaida-Szene hochrangig vernetzt – und als reale Gefahr.

Berlin - Die Drohungen werten die Sicherheitsbehörden deshalb als Indiz dafür, dass die Gefahr für das deutsche Kontingent in Afghanistan und auch für Deutschland gestiegen ist; wenn auch keine konkreten Gefahrenhinweise vorliegen. Am Wochenende war das Video mit dem Titel „Das Rettungspaket für Deutschland“ aufgetaucht, in dem ein Sprecher in fast akzentfreiem Deutsch mit Anschlägen in Deutschland droht. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden handelt es sich bei dem Mann um den 1977 in Marokko geborenen Bekkay H. Er hat demnach längere Zeit in Bonn gelebt und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. „Wir haben den Eindruck, dass Personenidentität besteht“, heißt es. Aufgrund der Erkenntnisse über den Mann, und auch im Hinblick auf den Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul, gehen die Experten davon aus, dass man die Drohungen gegen Deutschland sehr ernst nehmen muss.

„Wir halten den Mann für hochproblematisch“, sagte auch der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, am Montag. Man habe Gründe davon auszugehen, dass er Kontakt zur Al-Qaida-Führungsebene habe. Was dem Ministerium und den Sicherheitsbehörden „Sorge bereite“, sei einerseits, dass der Mann Deutschland kenne. Außerdem erwähnt er in dem Video explizit die deutschen Wahlen im September dieses Jahres. Diese Bezugnahme, vor dem Hintergrund der Anschläge von Madrid im Jahr 2004 kurz vor den spanischen Wahlen, haben die Sicherheitsbehörden alarmiert. Zudem sei die direkte Adressierung Deutschlands neu. „Das hat eine etwas andere Qualität.“

H. stand im Zusammenhang mit Ermittlungen zur islamistischen Szene in der Region seit Jahren unter Beobachtung. 2007 soll er Deutschland verlassen haben. Jetzt halte er sich im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet auf. Die Sicherheitsexperten halten H. wegen seiner größeren intellektuellen Kapazität für gefährlicher als etwa den per Haftbefehl gesuchten deutschen Konvertiten Eric Breininger, der im Zusammenhang mit den Islamisten der Sauerlandgruppe ins Visier geraten war. Barbara Junge

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false