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Billy Six bei der Pressekonferenz zu seiner Freilassung.

© imago images / Christian Thiel

Nach Haft in Venezuela: Journalist Billy Six will Bundesregierung verklagen

Vier Monate saß der deutsche Journalist Billy Six in Venezuela in Haft. Nun wirft er dem Auswärtigen Amt mangelnde Unterstützung vor.

Es sind schwere Vorwürfe, die der deutsche Journalist Billy Six gegen das Auswärtige Amt (AA) erhebt. „Man wollte mich verrecken lassen“, sagte der 32-Jährige am Dienstag. Six, der für rechtskonservative Medien wie die „Junge Freiheit“ schreibt, saß vier Monate in Venezuela im Gefängnis – unter anderem wegen Rebellion, Spionage und Verletzen von Sicherheitszonen. Am Montag war er wieder in Berlin gelandet. Sein Vater Edward Six sagte, die Bundesregierung sei hauptverantwortlich für die lange Haft. Das Auswärtige Amt habe nicht gegen die Inhaftierung protestiert. Er kündigte eine Klage gegen die Bundesregierung an.

Doch der Fall ist kompliziert. Das Auswärtige Amt stellt die Lage gänzlich anders dar. Eine Sprecherin sagt: „Die deutsche Botschaft hat sich von Beginn an für Billy Six’ Freilassung eingesetzt und ihn engst möglich betreut.“ Insgesamt habe es vier Haftbesuche gegeben – einen davon vom früheren deutschen Botschafter Daniel Kriener. Dieser habe schon im November beim venezolanischen Außenministerium gegen die Verhaftung protestiert.

Deutsche Beziehungen zu Venezuela stark belastet

Six’ Vater bezeichnet das als „Lüge“. Dass Six frei sei, habe er vor allem der AfD zu verdanken. In rechten Kreisen ist Six’ Inhaftierung seit Monaten Dauerthema. Bei einer Befragung der Bundesregierung unterstellte der AfD-Abgeordnete Jürgen Braun Außenminister Heiko Maas, es liege an der „Gesinnung“ von Six, dass sich das Auswärtige Amt nicht kümmere. Maas wies das mit Verweis auf die Bemühungen der Botschaft zurück.

Die deutschen Beziehungen zu Venezuela sind allerdings stark belastet. Im März musste Botschafter Kriener ausreisen, nachdem er zur unerwünschten Person erklärt wurde. Die Regierung von Nicolás Maduro warf ihm Parteinahme für den selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó vor.

Wie genau es dann zur Freilassung von Billy Six kam, ist unklar. Der AfD-Abgeordnete Petr Bystron sagt, er habe seine Kontakte zum russischen Außenminister Sergej Lawrow genutzt, um diesen dazu zu bewegen, sich für Six einzusetzen. Lawrow habe dann in Wien bei einem Gespräch mit seinem venezolanischen Amtskollegen auf die Freilassung hingewirkt. Das ist auch die Darstellung, die Vater Six verbreitet. Das AA sagte am Montag aber, von diesem Vorgang habe es „keine Kenntnis“.

Six saß auch schon in Syrien in Haft

Billy Six räumte bei einer Pressekonferenz ein, dass er ohne Journalistenvisum in Venezuela unterwegs gewesen sei. Er hatte zur Massenflucht von Venezolanern recherchiert, die wegen der Versorgungskrise das Land verlassen. Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ geht davon aus, dass seine journalistische Tätigkeit auch der Grund für seine Inhaftierung war. Die Spionage-Vorwürfe gegen ihn seien „hanebüchen“.

Six berichtete seit 2017 aus der Region. Neben der „Junge Freiheit“ schreibt er auch das „Deutschland Magazin“, das vom radikal rechten Verein „Die Deutschen Konservativen“ herausgegeben wird. Dieses hat ihn nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ nach Venezuela entsandt.

In Haft litt Six unter Dengue-Fieber und den unhygienischen Bedingungen. Nach eigenen Angaben war er die meiste Zeit in Isolation. Vor Jahren hatte er bereits schon einmal in Syrien im Gefängnis gesessen. Dort hatte man ihm illegale Einreise und Terrorismus vorgeworfen.

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