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US-Präsident Donald Trump und sein Justizminister Jeff Sessions, ein treuer Anhänger seit Beginn des Wahlkampfs.

© Saul Loeb / AFP

Der US-Präsident und sein Minister: Jeff, du Idiot

Trump gibt ein Interview, um sich von der Russland-Affäre zu befreien, beschwert sich darin über Justizminister Sessions und hat das Thema erneut am Hals.

Donald Trumps innere Dämone sind stärker als seine strategische Weitsicht. Dann redet er – obwohl er bei nüchterner Betrachtung besser geschwiegen hätte. Seine Anwälte dürften nach dem jüngsten Interview für die „New York Times“ erneut die Hände ringen.

Trump ist nachtragend

Ohne Not rückt der Präsident die Russland-Affäre ins Zentrum, obwohl sein Ziel in diesem Gespräch - Wortlautauszüge hier - doch eigentlich war, die negativen Schlagzeilen und die Schlappe im Senat beim Versuch, „Obamacare“ abzuschaffen, vergessen zu machen. Er wollte wieder in die Offensive kommen.

Das ist schiefgegangen. Denn Trump ist nachtragend. Er kann es bis heute nicht verwinden, wenn ein enger Vertrauter wie sein Justizminister Jeff Sessions Fehler macht. Das ist zwar Monate her, und genau genommen hat Sessions sich nur an die Regeln gehalten, als er sich bei Fragen, die die Rolle des Justizministeriums in der Russland-Affäre betreffen, für befangen erklärte. Schließlich hatte Sessions selbst Russland-Kontakte, als er Wahlkampf für Trump führte.

Sessions Fehler: Er hält sich an die Regeln und erklärt sich für befangen

Der Fehler aus Trumps Sicht ist freilich, dass diese Befangenheit ihm Probleme eingebrockt und zur Berufung eines Sonderermittlers mit weitreichenden Vollmachten geführt hat. Trump hält Sessions für einen Idioten und für illoyal. Der „nimmt den Job und erklärt sich dann für befangen“. Das sei „sehr unfair gegenüber dem Präsidenten“. Sessions hätte ihm das vorher sagen müssen, dann hätte er entschieden: „Danke, Jeff, dann wirst du es nicht.“

Aus Trumps Sicht hätte Sessions dankbar sein müssen, dass er den Job bekam. Und sich notfalls im Amt opfern müssen, um Trump zu schützen.

Und wenn er schon dabei ist, schießt er auch auf den entlassenen FBI-Chef James Comey. Der habe angeblich versucht, ihn mit kompromittierenden Informationen aus Russland zu erpressen, um seinen Job zu behalten. Comey hat es andersherum geschildert: Er habe den Präsidenten über das Schmutz-Dossier, in dem es auch um angebliche Sex-Eskapaden in Moskau geht, informiert, damit er vorbereitet ist, falls die Details in US-Medien publiziert werden sollten.

Stolz führt der Großvater die Enkelin und ihr Chinesisch vor

Trump zeigt auch eine nette Seite in dem 50-minütigen Gespräch im Oval Office. Als Tochter Ivanka mit Enkelin Arabella hereinschaut und die auf Trump zuläuft und ihm einen Kuss gibt, verlangt der stolze Großvater, die Sechsjährige solle den Journalisten vorführen, was sie alles auf Chinesisch sagen kann. Sie gehorcht. Wie schade für Trump, dass Kinder nicht Justizminister werden können.

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