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Zugewandert - und dringend benötigt. Zwei Assistenzärzte im Klinikum Dortmund.

©  Bernd Thissen/dpa

Jeder achte Arzt kommt aus dem Ausland: Immer mehr zugewanderte Mediziner

In Deutschland stammen inzwischen viele Ärzte aus dem Ausland. Doch Zuwanderung allein reicht nicht, um den steigenden Bedarf zu decken.

Ohne ausländische Mediziner ginge in Deutschlands Krankenhäusern und Arztpraxen nichts mehr. Im vergangenen Jahr stieg ihre Zahl erneut um 7,3 Prozent. Damit stammt jeder achte der hierzulande Praktizierenden inzwischen aus einem anderen Land. Insgesamt sind in Deutschland mittlerweile 48.672 ausländische Ärzte und Ärztinnen in der Patientenversorgung – fast dreimal so viele wie noch vor zehn Jahren. Und wenn man die Zahl noch in der Anerkennung befindlichen Mediziner dazurechnet, sind es sogar annähernd 55.000.

Die meisten kommen aus Rumänien

Die Angaben stammen aus einer aktuellen Statistik der Bundesärztekammer, die am Freitag veröffentlicht wurde. Demnach wuchs die Zahl der zugewanderten Mediziner im Jahr 2018 um rund 3500. Die meisten der berufstätigen ausländischen Ärzte kommen aus Rumänien (4312) und Syrien (3908), gefolgt von Griechenland (2776) und Österreich (2309). Auch Polen, Ungarn, Bulgarien die Ukraine, Libyen und der Iran sind gut vertreten. Die meisten ausländischen Mediziner arbeiten in Kliniken, doch auch in ambulanten Praxen wächst ihr Anteil.

Dem Zuzug stehen jedoch 1941 Ärzte gegenüber, die ins Ausland abgewandert sind. Am beliebtesten ist die Schweiz, sie zog im vergangenen Jahr allein 590 deutsche Mediziner an. Nach Österreich verabschiedeten sich 254, in die USA 105. Das ehedem in Ärztekreisen ebenfalls beliebte Großbritannien kam, wohl wegen der Brexit-Pläne, nur noch auf 59 Abwanderer aus Deutschland.

Immer mehr Medizinerinnen - und mehr angestellte Ärzte

Insgesamt kamen die Statistiker fürs vergangene Jahr 392.402 auf berufstätige Ärztinnen und Ärzte – ein Plus von 1,9 Prozent gegenüber 2017. Der Frauenanteil ist weiter gewachsen, er beträgt jetzt 47,2 Prozent. Auffällig ist aber vor allem der Anstieg von ambulant tätigen Ärzten im Angestelltenverhältnis: Ihre Zahl wuchs um 10,6 Prozent auf rund 40 000. Dagegen ist die der selbständigen, niedergelassenen Ärzte leicht gesunken - um 0,7 Prozent auf 117.472.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sieht in dieser Entwicklung ein Problem. Denn angestellte Ärzte kommen meist auf niedrigere Stundenzahlen als Praxisinhaber, und auch Ärztinnen arbeiten öfter in Teilzeit. „Die Zahl der Köpfe steigt“, so Montgomery. „Aber sie steigt nicht schnell genug, um den wachsenden Behandlungsbedarf abzudecken.“ Das könne auch die Zuwanderung aus dem Ausland nicht kompensieren.

Ärztepräsident fordert mehr Studienplätze

Wenn die Politik nicht endlich mehr Studienplätzen in der Humanmedizin schaffe, werde der demografische Wandel zu erheblichen Versorgungsengpässen führen, warnte der Ärztepräsident. "Die Bevölkerung in Deutschland ist eine der ältesten weltweit, und sie wird immer älter. Es liegt auf der Hand, dass damit auch der Behandlungsbedarf immer größer wird.“ Im Wintersemester 1990/1991 habe die Zahl der Studierenden noch bei mehr 95.000 gelegen. Studierende. Im Wintersemester 2015/2016 seien es weniger als 90.000 gewesen.

Bund und Länder hätten "sich jahrelang durchgemogelt und sich darauf verlassen, dass die Ärztinnen und Ärzte es schon richten werden." Es sei richtig, so Montgomery, "dass der ärztliche Nachwuchs dieses Spiel nicht mehr mitspielt und nicht mehr bereit ist, über seine Belastungsgrenze zu gehen“.

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