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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Pressekonferenz nach dem G7-Gipfel

© Imago/Eibner/Roger Buerke

„Ja, könnte ich. Das war's“: Norddeutscher Humor oder Arroganz? Bei Scholz kann man nicht sicher sein

Der Kanzler lässt eine fragende Journalistin in eine peinvolle Leere laufen – und grinst. Er mag das witzig finden, viele nennen es hochnäsig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Olaf Scholz und der Humor - das wird ein Thema bleiben. Was er möglicherweise witzig meint, oder für witzig hält, trägt ihm im Netz ganz schön viel Kritik ein. Und nicht nur da.

Jüngster Fall: Zum Abschluss des G7-Gipfels lässt Scholz die Fragerin von der Deutschen Welle in eine peinvolle Leere laufen. Und grinst dabei „schlumpfig“, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder das einmal genannt hat.

Rosalia Romaniec hatte den Kanzler gefragt, ob er konkretisieren könne, auf welche Sicherheitsgarantien für die Ukraine sich die Staaten nach dem Krieg geeinigt hätten. Der antwortete „Ja“, sagte dann nichts weiter, grinste und schob hinterher: „Könnte ich.“ Pause. „Das war's.“ Im Hintergrund vereinzelt Gelächter.

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Selbstverliebt, arrogant, unverschämt, möchtegern-witzig - so die Reaktion auf Scholz' Reaktion. Und zwar medienübergreifend. Etliche Journalisten warfen Scholz mangelnden Respekt und Arroganz vor; sein Verhalten sei peinlich.

Keine Frage, Scholz polarisiert damit. Und zeigt kein Anzeichen, sich hier ändern zu wollen.

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Auch im ARD-Interview zum G-7-Gipfel nach der Pressekonferenz war der Kanzler wieder so: zwischen launisch und launig. Ob er wie Vizekanzler Robert Habeck den Bürgern Tipps zum Energiesparen geben könne, wollte der Frager wissen. Die Antwort: „Nö.“

Eben typisch norddeutsch?

Die Scholz kennen und mögen, sagen: Das ist sein typisch trockener Humor, norddeutsch geprägt. Die ihn jetzt (besser) kennenlernen, mögen das nicht alle; selbst in Hamburg wurden sie dieser Art ja zuweilen überdrüssig, nicht zuletzt seine Grünen-Koalitionspartner von damals.

Mehr zum Ukraine-Krieg bei Tagesspiegel Plus:

Die warnten auch ihre Parteifreunde in Berlin. Zumal dahinter eine klare Vorstellung von sich selbst steht: dass er es besser kann und besser weiß. Früher beschwerten sich auch schon mal Ministerpräsident:innen der SPD über die Art von Scholz. So hatte er - beispielsweise noch als Bundesfinanzminister - gesagt, sie hätten nur wieder nicht verstanden, was er wieder Großartiges für sie erreicht habe. Was man auch so verstehen kann: als ironisch, halb selbstironisch oder sarkastisch.

Diese Form von Witz ist im Norden der Republik tatsächlich weiter verbreitet. Die Kollegin von der „Deutschen Welle“ konterte Kanzler Scholz jetzt in jedem Fall elegant: Als sie Deutsch gelernt habe, sagte Romaniec, sei ihr für Pressekonferenzen dringend die Höflichkeitsform empfohlen worden. „Echt schade, Herr Bundeskanzler.“

„Deutsche Welle“-Intendant Peter Limbourg, selbst viele Jahre Kanzler:innen-Befrager, meinte denn auch, Romaniec habe „alles richtig gemacht“. Und er befand, vielleicht finde der Bundeskanzler ja noch einen Weg, „die Frage anständig zu beantworten“. Am besten zugleich sachlich und humorvoll.

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