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Das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ ist im Mittelmeer im Einsatz.

© Fabian Heinz/Sea-Eye/dpa

Italien verweigert wegen Coronavirus Einreise: Migranten von der „Alan Kurdi“ sollen auf See in Quarantäne

Seit sechs Tagen harren die 149 Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff „Alan Kurdi“ aus. Nun gibt es eine Zwischenlösung. Sorgen macht auch ein anderes Boot.

Für die 149 geretteten Flüchtlinge auf dem deutschen Rettungsschiff „Alan Kurdi“ im Mittelmeer hat sich am Sonntag eine vorläufige Lösung abgezeichnet: Italien erklärte sich bereit, für die Flüchtlinge innerhalb weniger Stunden ein Quarantäne-Schiff zur Verfügung zu stellen. Auf dem Schiff würden die Migranten vom italienischen Roten Kreuz und von Gesundheitsbehörden untersucht.

Das Rettungsschiff der Regensburger Organisation „Sea Eye“ ist in internationalen Gewässern vor der italienischen Stadt Palermo angelangt. Die Migranten könnten wegen der Coronavirus-Pandemie nicht in einem italienischen Hafen an Land gehen, teilte der italienische Katastrophenschutz mit.

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Die „Alan Kurdi“ hatte am vergangenen Montag vor der libyschen Küste insgesamt 150 Menschen aus zwei Holzbooten übernommen. Einen der Migranten hatte die italienische Küstenwache bereits aus gesundheitlichen Gründen abgeholt.

Der Sprecher von Sea-Eye, Gorden Isler, begrüßte die Übernahme der Migranten. „Wenn die italienische Küstenwache die geretteten Menschen an Bord der „Alan Kurdi“ übernähme, würde diese Pattsituation endlich ein Ende haben“, sagte Isler der dpa am Telefon. Die großen Schiffe der italienischen Küstenwache seien viel besser geeignet und die Geretteten dort sicher. „Wir wären für eine solche Lösung sehr dankbar“, sagte Isler weiter.

Nach Angaben der Bordärztin der „Alan Kurdi“ ist bisher kein Crewmitglied und auch keiner der Geretteten an Covid-19 erkrankt. Die 17-köpfige Crew beklagt, dass sie unter hohen psychischen Belastungen stehe und unter Schlafmangel leide. Die Crew müsse nicht nur die Menschen versorgen, sondern auch immer wieder Konflikte schlichten.

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Unklar bleibt, wo die Migranten nach den 14 Tagen Quarantäne letztlich an Land gehen können. Die Regierung in Rom sieht Deutschland als Flaggenstaat der „Alan Kurdi“ in der Pflicht. Italien und Malta hätten schon frühzeitig private Seenotrettungsorganisationen gewarnt, dass ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe wegen der Corona-Krise geschlossen seien.

Hintergrund zum Coronavirus:

Die Bundesregierung hatte die EU-Kommission um „koordinierende Unterstützung“ gebeten bei der Frage, wo die Flüchtlinge an Land gehen könnten, wie ein Sprecher am Freitag sagte. Das Bundesinnenministerium hatte erklärt, die Bundesregierung prüfe alternative Orte, an denen die Menschen eventuell an Land gehen könnten und stehe dazu in Kontakt mit verschiedenen europäischen Partnern. Deutschland sei bereit, einen „konstruktiven Beitrag“ zu leisten.

Zugleich wuchs die Sorge um ein Boot mit Dutzend Flüchtlingen an Bord, das vermutlich im südlichen Mittelmeer gekentert ist. Dabei handle es sich vermutlich um eines von vier Booten, die am Vortag mit der Notruf-Initiative „Alarm Phone“ Kontakt aufgenommen hatten, teilte die Berliner Hilfsorganisation Sea-Watch am Sonntag auf Twitter mit. Das Boot mit 85 Menschen an Bord sende keine Signale mehr. „Wir müssen annehmen, dass alle ertrunken sind, da es keine Infos über Rettungen gibt.“ (epd, dpa)

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