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Eine Krankenschwester füllt eine Spritze mit einem Corona-Impfstoff im Krankenhaus in Krakau.

© Lukasz Gagulski/PAP/dpa

Einreise ohne Quarantäne: In diesen europäischen Ländern genießen Geimpfte schon Vorteile

In Deutschland hat sich der Ethikrat gegen Privilegien für Geimpfte ausgesprochen, auch die EU zögert. Einige Länder sind da schon weiter.

Restaurantbesuche, Kinoabende, Reisen: Sollen Geimpfte dürfen, was anderen in der Corona-Pandemie noch versagt ist? In Deutschland werden alle Vorstöße für entsprechende Regelungen von Kanzlerin Angela Merkel und der Bundesregierung noch abgeblockt. Auch der Ethikrat hat sich dagegen ausgesprochen. In einigen europäischen Ländern ist man schon ein ganzes Stück weiter.

Zum Beispiel in Dänemark. Deutschlands nördlichster EU-Nachbar legte vergangene Woche Pläne für einen digitalen Ausweis mit Impfdaten vor, um Dienstreisen in Corona-Zeiten zu erleichtern - und letztlich vielleicht auch die sorgenfreie Teilnahme an Konzerten oder Sportveranstaltungen zu ermöglichen.

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Der dänischen Regierung schwebt ein digitaler Ausweis vor, den man auf Reisen bei Bedarf auf seinem Smartphone vorweisen kann. „Das hier soll als ein Instrument betrachtet werden, wie ein zweiter Pass, wenn man so will“, sagte der geschäftsführende Finanzminister Morten Bødskov vergangene Woche. Bis der Corona-Pass inklusive App praxistauglich ist, dürfte es allerdings noch drei bis vier Monate dauern.

Auch Dänemarks Nachbar Schweden will bis zum 1. Juni die digitale Infrastruktur für einen Impfpass schaffen - allerdings in enger Abstimmung mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und der EU. Die Dänen blicken bei ihrem Projekt dagegen vor allem auf die heimische Wirtschaft und Kultur. „Es gibt Teile der dänischen Gesellschaft, die vorankommen müssen“, sagt Bødskov. In der Wirtschaft gebe es Menschen, die reisen müssten, auch ins Ausland.

Im Kölner Impfzentrum lässt sich eine Frau impfen.
Im Kölner Impfzentrum lässt sich eine Frau impfen.

© imago images/Political-Moments

Zugutekommen soll der Corona-Pass zunächst Dienstreisenden, aber die dänische Wirtschaft will mehr. „Der Pass soll dazu beitragen, dass wir Dänemark so schnell wie möglich geöffnet bekommen“, erklärte der Direktor der dänischen Handelskammer Dansk Erhverv, Brian Mikkelsen.

Die Hoffnungen und Erwartungen der Reise- und anderer Branchen sind entsprechend groß in Dänemark. Wie konkret der Pass eines Tages angewendet werden kann - etwa im Urlaub, beim Restaurant-Besuch, im Kino oder Fußballstadion - ist aber noch unklar.

Vorteile für Geimpfte gibt es in Polen schon

Andere EU-Länder haben da schon mehr Schritte unternommen. In Polen gibt es seit Ende Dezember ganz konkrete Vorteile für Geimpfte. Sie sind von der zehntägigen Quarantänepflicht nach Einreise befreit. Außerdem zählen Geimpfte bei Beschränkungen für private Treffen nicht als Kontaktpersonen.

Auch die rumänische Regierung hat Mitte Januar geimpfte Einreisende von der Quarantäne befreit - und das, obwohl Staatspräsident Klaus Iohannis zuvor in der Diskussion um einen europäischen Impfpass noch vor „Diskriminierung“ der nicht Geimpften gewarnt hatte. Estland ist das dritte EU-Land, das die Einreisefreiheit für Geimpfte zum 1. Februar vollständig - ohne Testpflicht und Quarantäne - wiederhergestellt hat.

Ungarns Regierung plant die Einführung eines Corona-Immunpasses. Einen solchen bekämen Bürger ausgestellt, die gegen Covid-19 geimpft seien oder nachweislich eine Ansteckung mit dem Coronavirus überstanden hätten, erklärte Kanzleramtsminister Gergely Gulyas am Donnerstag. Welche Vorteile die Inhaber eines solchen Passes haben werden, sei aber noch nicht festgelegt.

]Lesen Sie auch: Pro und Contra: Mehr Rechte für Corona-Geimpfte?]

Besonders wichtig ist das Thema Einreisebeschränkungen für die Länder der EU, die wirtschaftlich stark auf Tourismus angewiesen sind - wie etwa Griechenland. „Die Personen, die geimpft sind, müssen frei reisen dürfen“, forderte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schon vor Wochen.

Auf eine EU-weite Regelung scheint auch er jetzt nicht mehr warten zu wollen. Am Montag vereinbarte Griechenland mit Israel, dass Geimpfte zwischen beiden Ländern ohne Auflagen reisen dürfen. Mit Großbritannien soll eine ähnliche Regelung bereits auf dem Weg sein.

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Die EU hinkt solchen Alleingängen hinterher. Man ist sich zwar grundsätzlich einig, dass es ein gemeinsames Impfzertifikat brauche - und das sowohl in Papier- als auch in elektronischer Form. Dies soll aber zunächst nur für medizinische Zwecke genutzt werden.

Von der Leyen: Zeit noch nicht reif

Mittlerweile haben sich die EU-Staaten auf Eckpunkte geeinigt. Ein medizinischer Zweck könnte demnach sein, dass zwei notwendige Impfdosen in verschiedenen Ländern gespritzt werden oder wenn ein Betroffener sein Impf-Zertifikat im Krankenhaus vorlegt, weil er Nebenwirkungen hat.

Für die Diskussion über mögliche Vorteile für Geimpfte sei die Zeit noch nicht reif, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kürzlich. Es gebe noch zu viele Fragezeichen. So sei offen, ob Geimpfte das Virus weiter übertragen und wie lange der Impfschutz anhält.

Eine politische Frage sei, wie sichergestellt werde, dass jene Menschen, die noch keine Chance auf eine Impfung hatten, nicht benachteiligt würden. Soll der Impfpass tatsächlich freies Reisen in der gesamten EU ermöglichen, müssten die EU-Staaten bei all diesen Punkten eine gemeinsame Linie finden.

Belgien lehnt Vorteile für Geimpfte grundsätzlich ab

Island, das nicht Mitglied der EU, wohl aber im Schengen-Raum ist, hat bereits damit begonnen, gegen Corona geimpften Bürgern digitale Zertifikate auszustellen. Europäern mit vergleichbaren Nachweisen will Reykjavik die Einreise erlauben. International anerkannt sind solche Impfzertifikate aber nicht.

Andere Länder, neben Deutschland auch Frankreich, halten die Debatte hingegen für verfrüht. Aus Paris hieß es, die Debatte könne erst "in einigen Monat" ernsthaft geführt werden.

Belgien etwa lehnt es prinzipiell ab, Impfungen zur Bedingungen für die Teilnahme an Veranstaltungen zu machen. Ähnlich äußerten sich auch deutsche Regierungsvertreter, Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sprach von einem "Impfzwang durch die Hintertür". Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) schränkte allerdings ein, dass es rechtlich schwierig sei, Privatunternehmen wie Restaurants oder Konzertveranstaltern zu verbieten, ihre Dienste nur geimpften Menschen anzubieten. (AFP, dpa)

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