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Sahra Wagenknecht sagt: „Viele fühlen sich von keiner Partei mehr vertreten und wählen aus Verzweiflung AfD. Ich fände es gut, wenn diese Menschen wieder eine seriöse Adresse hätten.“

© picture alliance/dpa/Wolfgang Kumm

„Ich sehe eine Leerstelle“: Noch-Linke Wagenknecht über ihre Pläne für eine eigene Partei

Schon seit längerem deutet die frühere Fraktionschefin der Linken an, sich politisch neu aufzustellen. Viele Menschen fühlten sich von keiner Partei mehr vertreten, sagt die Politikerin.

Sahra Wagenknecht, frühere Fraktionschefin der Linkspartei, machte im Interview mit dem Tagesspiegel deutlich, dass sie an ihren Plänen, eine eigene Partei zu gründen, festhält. Eine Parteigründung sei eine wahnsinnige Kraftanstrengung. „Aber ich sehe die Leerstelle im politischen System. Viele fühlen sich von keiner Partei mehr vertreten und wählen aus Verzweiflung AfD. Ich fände es gut, wenn diese Menschen wieder eine seriöse Adresse hätten“, sagte Wagenknecht.

Seitdem Wagenknecht erstmals ihre Pläne verkündete, tobt in der Linken ein Streit um die Ausrichtung der Partei und um den Umgang mit der umstrittenen Politikerin. Im Juni forderte die Linken-Spitze sie per Beschluss zur Rückgabe ihres Bundestagsmandats auf.

Mir geht es um die große Mehrheit der Bevölkerung.

Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei

Auf die Frage, warum sie zögere, sagte Wagenknecht: „Über die Neugründung einer Partei kann nicht eine einzelne Person entscheiden, denn es kann auch kein Einzelner eine Partei aufbauen. Ich habe ,Aufstehen’ damals nicht gut vorbereitet – und es ist trotz großer Resonanz nach kurzer Zeit zusammengebrochen.“ Der Fehler sei gewesen, dass sie geglaubt habe, dass sich Strukturen von alleine bilden.

Wagenknecht sagte weiter, dass „Aufstehen“ nie eine Partei werden sollte, „aber selbst eine Bewegung braucht Organisation. Fehler sollte man im Leben nur einmal machen.“

Wagenknecht hatte bereits 2018 Aufruhr in der Linkspartei ausgelöst, als sie mit ihrem Ehemann Oskar Lafontaine das „Aufstehen“-Bündnis auf die Beine stellte, um Menschen des gesamten Linken-Spektrums zu vereinen. Der Erfolg blieb aus.

Zu ihren Beweggründen, nun eine neue Partei zu gründen und ihrer Kritik an der Linkspartei, der sie vorwirft, Politik für „linke Studentenzirkel“ zu machen, sagte die 54-Jährige dem Tagesspiegel: „Mir geht es um die große Mehrheit der Bevölkerung.“

Die meisten Menschen seien keine urbanen Besserverdiener und auch nicht durch wohlhabende Eltern abgesichert. „Natürlich verändert das die Sichtweise. Aus einer privilegierten Position hat man einen anderen Zugang zum Thema Wärmepumpe, Bioladen oder Elektromobilität.“

Der E-Zweitwagen sei attraktiv, wenn man genug Geld habe, und für Bewohner eines gut gedämmten Hauses sei auch die Wärmepumpe toll. „Wenn aber aus diesem Milieu auf Menschen herabgesehen wird, die sich das alles nicht leisten können und ihr Schnitzel bei Aldi kaufen, hat das mit einer linken Perspektive nichts zu tun“, sagte Wagenknecht.

Einem Bericht der „Bild am Sonntag“ zufolge will Wagenknecht die Gründung einer neuen Partei zwischen dem 8. Oktober, dem Tag der Landtagswahlen in Hessen und Bayern, und dem Jahresende, verkünden. Dies schreibt das Blatt unter Berufung auf Vertraute der Linken-Politikerin. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ dementierte sie das. Es gebe da keinen neuen Stand.

Sie beabsichtige zwar, eine neue, linkskonservative Partei zu gründen, noch sei aber nicht klar, wer das organisieren soll. Dem Bericht zufolge laufen diesbezüglich Gespräche. Sie wolle weiterhin „bis Ende des Jahres“ bekannt geben, ob sie eine neue Partei gründet. (lem)

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