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Probenbild der Isländerin Greta Salome für den Eurovision Song Contest 2016.

© Reuters

Eurovision Song Contest: Hoffnung auf Wunder

Eine Umfrage zum ESC macht die nationalen Vorlieben deutlich - lässt aber ein paar Mosaiksteine aus.

Natürlich sind die Lieder am wichtigsten. Sagen jedenfalls die meisten der zum Eurovision Song Contest (ESC) befragten Fernsehzuschauer. Aber die Lieder sind natürlich nur ein kleines Tröpfchen im großen Ozean der Wahrheit. Da sind schon mal die nationalen Gründe zum Einschalten. Die Briten – klar, der gefürchtete Humor – mögen die Fernsehkommentare und die Möglichkeit, sich über die Kandidaten lustig zu machen, ganz so als hätten sie die Lästerlust als Urmutter aller Talentshows persönlich erfunden. Sie sind auch ehrlich genug zu sagen, dass ihnen die Lieder oft nicht gefallen. Verständlich, sind ja so krause Sprachen, in denen die oft geträllert werden.

„Neugier auf andere Kulturen“

Den Franzosen und Deutschen gefällt hingegen die Abstimmung oft nicht. Hier liegt besonders bei den Deutschen die Ursache auf der Hand: Ihnen geht es laut Umfrage nämlich vorzugsweise um den „Wettbewerb“. An zweiter Stelle geben die Deutschen „Neugier auf andere Kulturen“ an. Egal wie entfesselt die Reste der europäischen Spaßgesellschaft im Fernseher toben, ein ernst zu nehmendes Motiv ist für den Deutschen immer eine wichtige Stütze beim Amüsieren. Schweden und Norweger sind da geselliger gestrickt. Ihnen macht der ESC schlicht Spaß, weil auch Freunde und Familie vorm TV kleben. Den neuen Abstimmungsmodus, nach dem um der Dramatik willen die Zuschauerstimmen erst am Schluss zusammengerechnet werden, finden laut einer YouGov-Erhebung die Franzosen am besten und die überraschungsscheuen Deutschen mit am schlechtesten.
Aber es gibt noch mehr Mosaiksteinchen, die den ESC ausmachen. Der Hype: Wenn alle klugen Köpfe plötzlich Griechenland, die Islamisten und die AfD vergessen und kollektiv wie die Girlies bei einem Auftritt von Helene Fischer „Waaaaaaas!?!“ kreischen – nur weil der NDR die Vorauswahl mit Xavier Naidoo mal ganz professionell selber vornehmen will und dabei vergessen hat, dass auch die schönste Hitmaschine nicht funktioniert, wenn das Publikum mit Schnappatmung daniederliegt.

All diese Aphorismen begleiten das ganze Leben

Die Erdbeerbowle: Mit der hat man sich so viel Mühe gegeben, von den Erdnussflips, die in der guten Gebäckschale angerichtet werden, nicht zu reden. Die schwulen Freunde: Von denen kann man viel darüber lernen, wie ESC-Empathie richtig geht. Die Lebensweisheiten: All diese Aphorismen begleiten das ganze Leben, je nachdem, wie alt man ist, fängt das schon bei „Merci Chérie“ an, bei „Wunder gibt es immer wieder“ oder bei „Ein bisschen Frieden“. Natürlich „Waterloo“. Das Happy End: Für alle, die bei der Fußball-WM Fernsehverbot hatten und nun ein Ventil für nationale Gefühle suchen: „L’Allemagne, douze points.“ Ahhhh!

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