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Eine Assistenzärztin schiebt auf einer Intensivstation das Krankenbett eines Covid-19-Patienten.

© dpa-Bildfunk

Höchster Wert seit Mitte Mai: Zahl der Covid-19-Intensivpatienten wieder vierstellig

Erstmals seit Wochen ist die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten wieder bei 1000. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen steigt.

Die Zahl der Schwerkranken, die auf Intensivstationen in Deutschland mit Covid-19 behandelt werden, ist auf 1000 gestiegen. Das geht aus dem Tagesreport des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.

So hoch war diese Patientenzahl demnach seit Mitte Mai nicht mehr. Zum Vergleich: Im Dezember 2021 waren noch knapp 4900 schwer erkrankte Covid-19-Fälle zeitgleich behandelt worden, danach sanken die Werte mit zwischenzeitlichen Plateauphasen ab.

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Christian Karagiannidis, Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, erklärte auf Anfrage, auf den Intensivstationen sehe man zwar tendenziell einen Anstieg der täglichen Neuaufnahmen und eine Zunahme der Belegung auf nun 1000 - „allerdings ist die Zunahme bisher insgesamt moderat“. Von den intensivpflichtigen Patientinnen und Patienten bräuchten etwa 50 Prozent respiratorische Unterstützung in Form von Sauerstoff oder Beatmung, so der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters. In der Spitze seien das vor Ausbreitung der Omikron-Variante über 80 Prozent gewesen.

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Die offizielle bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Samstagmorgen mit 696,5 an. Vor einer Woche waren es 632,9 Neuinfektionen binnen sieben Tagen und 100 000 Einwohner. Allerdings gehen Experten von sehr vielen nicht erfassten Fällen aus - wegen Nachmeldungen, Übermittlungsproblemen und weil nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen, mit dem sie statistisch erfasst werden.

Karagiannidis sagte, derzeit sei eine sehr hohe Infektionslast der Bevölkerung zu sehen, die über die Sieben-Tage-Inzidenz aber deutlich unterschätzt werde. So zeigten etwa Proben aus dem Abwasser-Monitoring einzelner Städte einen viel stärkeren Anstieg als die Inzidenz. „Parallel hierzu steigt die Hospitalisierungsinzidenz, wir wissen jedoch nicht, ob Covid-19 die Haupt- oder Nebendiagnose der Patienten und Patientinnen ist“, so der Experte.

Einige Kliniken berichteten Karagiannidis zufolge von mehr Lungenentzündungen auf den Normalstationen unter dem Einfluss des seit einiger Zeit dominierenden Omikron-Subtypen BA.5 und der Sublinie BA.4. Dies passe zu tierexperimentellen Untersuchungen, nach denen die beiden Linien etwas mehr die Lunge beträfen als die vorher vorherrschenden Subtypen BA.1 und BA.2.

Sorge vor dem Herbst

„Die Verbreitung der sehr ansteckenden Omikron-Untervariante BA.5 hebt momentan den saisonalen Sommereffekt auf, so dass wir in Deutschland und vielen weiteren europäischen Ländern eine hohe Infektionslast sehen“, erklärte auch Intensivmediziner Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf Anfrage. Auch er verwies auf eine hohe Dunkelziffer. Die Krankenhausbelastung durch schwerkranke Covid-19 Patienten ist aus seiner Sicht „trotzdem noch moderat“.

Hauptproblem für die Krankenhäuser sei aktuell aber der relativ hohe Ausfall von Personal durch Sars-CoV-2-infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Kluge. „Durch die bereits bestehenden Personalengpässe müssen bereits jetzt wieder in einigen Krankenhäusern mehr Betten gesperrt und Leistungen eingeschränkt werden.“ Mit noch größerer Sorge blicke er aber auf Herbst und Winter: „Hier wird es entscheidend sein, wie viele der Risikopatienten sich noch impfen lassen und wie sich das Virus weiter im Hinblick auf mögliche neue Varianten entwickelt.“ (dpa)

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