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Hitlers Aufstieg: Der Anfang vom Untergang

Heute vor 75 Jahren kam Hitler in Deutschland an die Macht. Noch kurz vor dem 30. Januar 1933 schienen die Nationalsozialisten am Ende zu sein. Doch innerhalb weniger Wochen gelang ihnen der Sprung an die Spitze der Regierung.

Der Anblick muss gleichermaßen beängstigend wie beeindruckend gewesen sein: 20.000 Menschen ziehen am Abend des 30. Januar 1933 in einem Fackelzug stundenlang durch das Brandenburger Tor in Berlin und die Wilhelmstraße hinunter. Tausende Berliner verfolgen den gespenstischen Aufmarsch. An einem Fenster der Reichskanzlei steht Adolf Hitler und beobachtet die SA- und Stahlhelmmitglieder, die mit dem Fackelzug seinen Erfolg feiern: Wenige Stunden zuvor hat ihn Reichspräsident Paul von Hindenburg zum neuen Reichskanzler ernannt. Nur die wenigsten hätten gedacht, dass es so kommen wird.

"Die Zukunft ist dunkel und trübe; alle Aussichten vollends entschwunden", notiert Joseph Goebbels, der spätere Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, am 25. Dezember 1932 in sein Tagebuch. Keine fünf Wochen später, am 30. Januar 1933 schreibt er euphorisch: "Es ist fast wie ein Traum. Die Wilhelmstraße gehört uns. Der Führer arbeitet bereits in der Reichskanzlei." Doch im Dezember zuvor war Goebbels Pessimismus durchaus berechtigt. Denn 1932 war aus Sicht der Nationalsozialisten kein gutes Jahr.

Hitler denkt an Selbstmord

Bei den Reichstagswahlen im Juli kann Hitler und seine Partei, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), noch ein eindrucksvolles Ergebnis erzielen. Denn die schlechte Wirtschaftslage, die hohe Zahl der Arbeitslosen von rund 30 Prozent und die politische Instabilität treibt die Bevölkerung in die Arme der extremistischen Parteien. Neben den Nazis haben auch die Kommunisten starken Zulauf.

Aber die Zustimmung zur NSDAP beginnt zu bröckeln. Viele sind von Hitlers Maximalforderung enttäuscht, sich nur an der Regierung zu beteiligen, wenn er Reichskanzler wird. Eine Regierungsbildung scheitert. Bei den Wahlen im November müssen die Nazis erheblich Verluste hinnehmen.

Die Wähler wenden sich ab, die Kasse der NSDAP ist leer und die Partei wird durch Machtkämpfe erschüttert. Als sich Ende Oktober 1932 auch noch die Wirtschaftslage verbessert, scheint eine Regierung unter Hitler in weite Ferne zurücken. Hitler selbst trägt sich mit Selbstmordgedanken.

Doch Anfang 1933 wendet sich das Blatt: Die alte konservative Machtelite will sich die Nationalsozialisten zu Nutzen machen. Die geschwächte NSDAP mit ihren immer noch zahlreichen Anhängern soll ihnen als Machtbasis dienen - selbstverständlich ohne den Nazis Machtbefugnisse einzuräumen.

Folgenschwere Fehleinschätzung

Der Konservative Franz von Papen, der als Kanzler gescheitert war, schmiedet hinter dem Rücken seines Nachfolgers Kurt von Schleicher ein Bündnis mit Hitler. Obwohl Papen schlechte Erfahrungen mit der NSDAP gemacht hat, lässt er sich mit den Nazis ein. Er sieht darin seine einzige Chance an die Regierung zurückzukehren. Papen nutzt seinen Einfluss bei Reichspräsident Hindenburg, um dessen Misstrauen gegen Hitler zu zerstreuen.

Als Schleicher am 28. Januar 1933 wegen fehlenden Mehrheiten zurücktritt, vereidigt Hindenburg die neue Regierung. Hitler wird Reichskanzler, Papen Reichskommissar für Preußen. Von den zunächst neun Kabinettsmitgliedern sind nur drei Nazis.

Dass Papen die Kräfteverhältnisse und Hitlers Stärke völlig verkannt hat, belegt sein Zitat, man habe Hitler engagiert und werde ihn bald "so in die Ecke gedrückt haben, dass er quietscht". Hitler wollte die ihm von Papen zugedachte Rolle nicht spielen. Mit Hitlers Ernennung zum Reichspräsidenten beginnt das Ende der Weimarer Republik.

Tobias Fleischmann

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