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Der Historiker Michael Wolffsohn spricht während der ARD-Talksendung "Anne Will" in den Studios Berlin-Adlershof.

© Karlheinz Schindler/dpa-Zentralbild/dpa

Offener Brief an den Bundespräsidenten: Historiker Wolffsohn nennt Steinmeiers Verhalten „beispielhaft“

Bundespräsident Steinmeier räumte zuletzt Fehler in der eigenen Russland-Politik ein. Für Michael Wolffsohn setzt er damit Maßstäbe.

Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach dessen selbstkritischen Worten zur eigenen Russland-Politik einen offenen Brief geschrieben. Diesen Brief Wolffsohns, der Hochschullehrer 2017 war, lesen Sie hier in voller Länge:

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

Respekt, Respekt und nochmals Respekt. Auch Dank und Bewunderung. Sie haben Ihre bisherige Russland-Politik selbstkritisch als Fehler bezeichnet.

Ähnlich wird diese Russland-Politik, die ja noch mehr von Frau Merkel und Herrn Schröder zu verantworten ist, inzwischen wohl von den meisten unserer Mitbürger und vielen Menschen im Ausland bewertet. Nicht nur in und aus der Ukraine.

Auch von mir, wie Sie möglicherweise meinen, manchmal heftigen medialen Stellungnahmen entnehmen konnten. Aber wer gibt, wie Sie jetzt, seine Fehler zu? Zumal weltöffentlich? Zumal als höchster Repräsentant eines Staates?

Ihr Verhalten ist beispielhaft und setzt Maßstäbe. Sie zeigen aller Welt was Politische Hochkultur ist.

Als Historiker fällt mir aus der deutschen und außerdeutschen Geschichte auf Anhieb kein früher oder jetzt amtierender Politiker Ihres Ranges ein, der so offen, ehrlich und betroffen (s)eine Fehler auf diese noble Art und Weise eingestanden hätte.

Sie haben sich dadurch nicht klein gemacht, sondern, ganz im Gegenteil, menschliche und historische Größe bewiesen.

Ganz anders als Frau Merkel und Gerhard Schröder, die selbst angesichts der von Putins Russland verübten Verbrechen noch immer hartnäckig auf der „Richtigkeit“ ihrer damaligen Politik, unter der nicht „nur“, aber vor allem die Ukrainer zu leiden haben, beharren.

Als Bürger bzw. Citoyen der Bundesrepublik Deutschland bin ich dankbar und stolz, von diesem Bundespräsidenten repräsentiert zu werden.

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